Heft 8

Bernhard Engel/Dieter K. Müller

Zeitversetzte Nutzung im AGF/GfK-Fernsehpanel

Maßnahmen zur vollständigeren Abbildung der Fernsehnutzung

Die zeitversetzte Nutzung des Fernsehens spielte bisher keine große Rolle. Auch wenn in Deutschland zeitweise bis zu 80 Prozent der Fernsehhaushalte mit einem Videorecorder ausgestattet waren, lag der Anteil der zeitversetzten an der gesamten Fernsehnutzung deutlich unter 2 Prozent. Insbesondere die mangelnde Bedienerfreundlichkeit der Videorecorder sowie das große Angebot im Echtzeitfernsehen waren die Gründe für eine eher randständige Nutzung des Videorecorders.

Diese Situation hat sich geändert, seit DVD-Recorder und zunehmend auch Festplattenrecorder in den Haushalten eingesetzt werden, die gegenüber dem VHS-Videorecorder über erheblich mehr Funktionen verfügen. Aktuelle Studien gehen von einer Verbreitung von DVD-/Festplattenrecordern in ca. 16 Prozent der Fernsehhaushalte aus. Vor dem Hintergrund einer sich immer stärker fragmentierenden und differenzierenden Fernsehlandschaft wird das Archivieren (und Anschauen) von Fernsehsendungen jenseits der Echtzeit-Ausstrahlung stark an Bedeutung gewinnen und kann künftig nicht mehr als "Randphänomen" abgetan werden.

Im AGF/GfK-Fernsehpanel wird derzeit nur ein Teil der zeitversetzten Fernsehnutzung gemessen. In den publizierten Reichweiten sind diese Werte zudem nicht berücksichtigt. Im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) wird die Ausrüstung aller Haushalte im GfK- Fernsehpanel mit neuen Messgeräten vorbereitet. Diese Geräte müssen vielfältige Anforderungen erfüllen. Die neue Messtechnik ist sowohl technologisch als auch für die Feldarbeit angesichts der zunehmend komplexer werdenden Ausstattung der Haushalte mit Endgeräten ein zentraler Schritt zur Qualitätssicherung der Fernsehreichweitenerhebung in Deutschland. Außerdem sind neue Berechnungsverfahren bzw. differenziertere Interpretationen der Ergebnisse erforderlich. Leitgedanke der Anpassungen ist es, eine möglichst hohe Kompatibilität zu den Analysen für das lineare Fernsehen zu erhalten und die gemessenen Nutzungsvorgänge in den Analysen vollständig zu verwenden. Um diese Anforderungen zu erfüllen, ist das Konzept des so genannten gemeinsamen Nutzungsanteils entwickelt worden.

Die Umrüstung der Panelhaushalte soll in der ersten Hälfte 2009 abgeschlossen werden, so dass voraussichtlich ab 1. Juli 2009 auch die zeitversetzte Fernsehnutzung komplett in den Leistungswerten der AGF/GfK-Fernsehforschung enthalten sein wird.

MP 8/2008, S. 410-419



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