Heft 4

ARD-Forschungsdienst

Zuschauerforschung: Unterhaltung im Fernsehen

Medienproduzenten und Programmplaner verwenden den Begriff „Unterhaltung“ als Bezeichnung für eine bestimmte Angebotskategorie – meist in Abgrenzung zu Informationsangeboten. Fernsehzuschauer begreifen „Unterhaltung“ dagegen als ein positives bzw. angenehmes Erleben, das sich beim Fernsehen einstellt. Wie Studien nachgewiesen haben, bilden Zuschauer eigene Klassifikationsschemata, mit denen sie TV-Unterhaltungsangebote für sich selbst strukturieren. So werden beispielsweise bei verbrechensbezogenen Sendungen Kriterien wie Regionalbezug (z.B. deutsche oder amerikanische Krimis) und inhaltliche Kriterien (z.B. Reality, Mystery) herangezogen.

Trailer von Spielfilmen, in denen Sex und Gewalt vorkommen, bewirken, dass die Unterhaltsamkeit der angekündigten Spielfilme höher eingeschätzt wird. Von Realityformaten erwarten die Zuschauer, dass sie „gute Laune“ verursachen und man andere Menschen im Alltag beobachten kann (Voyeurismus). Die Möglichkeit zur Partizipation (z.B. durch Votings) nutzen vor allem solche Zuschauer, die ihre eigene soziale Situation als eher ungünstig bewerten. Von fiktionalen Formaten wird insbesondere Spannung erwartet.

Auch stabile Persönlichkeitsmerkmale wie Extraversion bzw. Introversion haben einen Einfluss darauf, ob man sich mit Fernsehangeboten gut unterhält. Schließlich wird die wahrgenommene Unterhaltsamkeit der Fernsehsendungen von der Anwesenheit anderer Personen beeinflusst, vor allem von deren emotionalen Reaktionen.

MP 4/2008, S. 215-221



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