Heft 11

Uli Gleich/Stefanie Schmitt

Kinder und Fernsehnachrichten

Forschungsüberblick auf der Grundlage empirischer Studien

Auch Kinder haben ein Interesse daran zu erfahren, was „in der Welt“ passiert. Wie der vorliegende Forschungsüberblick zeigt, werden die für Erwachsene konzipierten TV-Nachrichtensendungen zwar auch von kleineren Kindern als Nachrichtenformat erkannt. Gleichzeitig ergeben sich jedoch erhebliche Verständnisprobleme, wobei das Alter der Kinder eine zentrale Rolle spielt. Hilfreich für das Nachrichtenverständnis ist gemeinsames Fernsehen mit den Eltern, und auch Schulen könn(t)en zum Beispiel das politische Wissen von Kindern erhöhen.

Spezielle Nachrichtensendungen für Kinder richten sich in der Regel an die Altersgruppe der Acht- bis Zwölfjährigen. Wichtig für eine gute Behaltensleistung (nicht nur) in Kindernachrichtensendungen ist die Vermeidung einer „Ton-Bild-Schere“, das heißt, Wort und Bild sollten die gleichen bzw. sich ergänzende Informationen enthalten. Inhaltlich sollte ein Bezug zum kindlichen Lebensalltag bestehen. Kindernachrichten zeichnen sich idealerweise durch eine kindgerechte Sprache aus. In den Augen der Kinder wird außerdem die Glaubwürdigkeit der Kindernachrichten durch erwachsene Moderatoren erhöht. Dialogische Elemente (z.B. zwei Moderatoren) können das Verständnis positiv beeinflussen.

Nachrichten haben für Kinder ein hohes Ängstigungspotenzial. Ein Problem für die Programmmacher stellt deshalb die kindgerechte Darstellung „schlechter“ Nachrichten, wie (Natur-)Katastrophen und Kriege, Unfälle, Verbrechen und Terror, dar. Gemeinsames Nachrichten anschauen mit den Eltern kann hier helfen, zumal viele Eltern das Gefahrenpotenzial von Nachrichtensendungen unterschätzen. Wie die Forschungsergebnisse verdeutlichen, wollen Kinder ehrliche, aber keine beängstigenden Informationen. Kindernachrichten sollten deshalb auch die Hintergründe und Folgen von (negativen) Ereignissen beleuchten. Kindernachrichten lassen die jungen Fernsehzuschauer - unter Berücksichtigung des kognitiven und emotionalen Entwicklungsstand - an der Welt teilhaben.

MP 11/2009, S. 593-602



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