Heft 7-8

Annette Mende

Das Radio in der digitalen Welt

Ergebnisse der ARD/ZDF-Onlinestudie 2010 und einer qualitativen Untersuchung

Das Radio ist wichtiger Teil des Relevant Set der Mediennutzung. Das Internet hat jedoch die Bedeutung des Radios im Zusammenspiel der Medien verändert. Durch die Bereitstellung von Audios (gesprochenes Wort, Musik usw.) im Netz „versenden“ sich die Inhalte nicht mehr. Das Radio wird zitierfähig. Das Internet ist ein weiterer Distributionsweg für den Hörfunk geworden; es ist auch eine Plattform für Inhalte, die im und für das Radio produziert werden.

Fast 27 Prozent aller Onliner haben 2010 schon einmal Radio als Livestream gehört. Charakteristisch ist die eher gelegentliche Nutzung, 15 Prozent aller Onliner hören zumindest gelegentlich (monatlich oder seltener) Radio über das Internet. Für 58 Prozent der Onliner bietet das Netz die Chance, gezielt die eigene Lieblingsmusik hören zu können. Die Onlineseiten von Radiosendern haben 40 Prozent aller Onliner schon einmal besucht. Am stärksten ist die Vernetzung des Radios mit seinen Webangeboten bei der jungen Generation. Annähernd jeder zweite 14- bis 29-Jährige hat schon einmal die Onlineseiten von Radiosendern besucht. Knapp 7 Prozent aller Onliner waren schon einmal auf Musikportalen wie Last FM oder Laut.de unterwegs.

Große potenzielle Nachfrage besteht an alltagsnützlichen Zusatzdiensten im Radio. 30 Prozent der Befragten sind sehr bzw. etwas daran interessiert, sich aktuelle Verkehrsinformationen und Staumeldungen über das Internet oder per SMS auf Mobilgeräte schicken zu lassen, auch Informationen zum Wetter (29 %) bzw. aktuelle Nachrichten (21 %) treffen auf Interesse.

Eine qualitative Studie belegt: Für die junge Generation sind Radio und Internet verschiedenartige mediale Bereiche, die in keiner funktionalen Wettbewerbssituation stehen, sondern unterschiedliche Leistungen bieten. Die Stärke der Bindung der Jugendlichen an das Medium Radio korreliert nicht mit ihrer Affinität zum Netz. Radio hat auch kein Imageproblem. Es ist Zeitgeist, es gilt als modern und flexibel. Die Stärke des Radios liegt in der guten Performance seiner Kernfunktionen.

 

MP 7/2010, S. 369-376



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