Heft 4

Udo Michael Krüger

Factual Entertainment - Fernsehunterhaltung im Wandel

Programmanalyse 2009 - Teil 1: Sparten und Formen

In den vergangenen Jahren hat im deutschen Fernsehen besonders das Angebot an so genannten Hybridformaten zugenommen. Dazu gehören vor allem Formate des Reality-TV wie Doku-Soap, Dokutainment, Doku-Drama oder Real-Life-TV. Mit dem Einsatz dokumentarischer Stilmittel werden dabei zunehmend die Unterhaltungsfunktionen etablierter Fictionformen überlagert. In Medienwissenschaft und Presse werden Hybridformate häufig kritisch gesehen, vor allem weil eine reale Alltagssituation vorgetäuscht oder nachgestellt und dabei auf möglichst große Emotionalisierung und Konflikthaltigkeit gesetzt wird. Empirische Studien belegen allerdings, dass Zuschauer den unterhaltenden und fiktiven Charakter vieler dieser Sendungen erkennen können.

Aufgrund der Unterhaltungsfunktion dieser Formate wurden sie in der  Programmanalyse 2009 als Factual Entertainment innerhalb der Programmkategorie Unterhaltung vercodet. Hierdurch verringern sich die Informationsanteile bei den untersuchten Fernsehprogrammen, insbesondere bei den privaten Programmen, die die meisten dieser Formate ausstrahlen. Im Jahr 2009 kam ARD/Das Erste auf einen Anteil seiner Informationsangebote am Gesamtprogramm von 41,0 Prozent, das ZDF auf 49,6 Prozent, RTL auf 23,4 Prozent, Sat.1 auf 17,0 Prozent und ProSieben auf 15,8 Prozent. Die Unterhaltungsanteile nach der Neueinstufung der Hybridformate betrugen: ARD/Das Erste 6,2 Prozent, ZDF 10,1 Prozent, RTL 28,4 Prozent, Sat.1 32,3 Prozent und ProSieben 23,3 Prozent.

Das Informationsangebot von ARD/Das Erste und ZDF ist dabei nicht nur umfangreicher, sondern vor allem auch vielfältiger, was die eingesetzten Sendungsformen betrifft. Nachrichten und Magazine bilden hier nach wie vor die tragenden Säulen, Reportagen und Dokumentationen sind ebenfalls deutlich stärker als bei den Privaten.

In der nonfiktionalen Unterhaltung machten die Formate des Factual Entertainment bei ARD/Das Erste und ZDF im Jahr 2009  2,6 bzw. 2,2 Prozent des Gesamtangebots aus, bei RTL und Sat.1 erreichten sie jeweils rund 20 Prozent und bei ProSieben knapp 9 Prozent.

Im Fictionbereich hat sich wenig verändert. ARD/Das Erste und ProSieben sind weiterhin die Programme mit den meisten Filmen, Sat.1 hat den höchsten Anteil an Serien.

Insgesamt ist die Programmstruktur bei ARD und ZDF weiterhin sehr stabil, bei den Privaten gab es Veränderungen im Wesentlichen im Unterhaltungsbereich.

MP 4/2010, S. 158-181



Zurück zur Übersicht