Heft 3

Dirk Martens/Thomas Windgasse

Nutzungsveränderung und Zukunftsperspektiven von Webradio

Ergebnisse einer Nutzerbefragung

Webradios gewinnen immer mehr Hörer, vielfältige Angebote präsentieren sich heute den Nutzern des Internets. IP-Radiogeräte bzw. W-Lan-Radios können das Hören von Webradio vereinfachen und entkoppeln es von der PC-Nutzung. Wie sich dies auf die Nutzung auswirkt, war Gegenstand der vorgestellten Studie.

Auf der Basis von rund 2 800 Onlineinterviews wurde näher untersucht, wie sich die Webradionutzung unterscheidet, je nachdem ob Hörer über ein W-Lan- bzw. IP-Radiogerät verfügen oder Webradios über ihren Computer hören. Wenn die Daten aufgrund der Stichprobe (Abonnenten des Newsletters eines Herstellers von W-Lan-Radiogeräten) auch keine Repräsentativität beanspruchen können, geben sie doch wichtige Auskünfte über die Nutzung von Webradios.

Bei den Befragten gibt es quasi eine Vollversorgung mit schnellen Internetanschlüssen und Flatrate-Tarifen, drei Viertel haben einen W-Lan-Router, was die mobile Nutzung von Webradio begünstigt. 30 Prozent der Befragten besitzen ein spezielles Webradioempfangsgerät, und es zeigt sich, dass sie regelmäßiger Webradio hören als diejenigen Webradionutzer, die dafür beispielsweise ihren PC verwenden. Knapp 70 Prozent der W-Lan-Radio-Besitzer hören zwischen vier- und siebenmal pro Woche Webradio, bei den Nutzern ohne ein solches Gerät ist es in dieser Häufigkeit nur knapp ein Viertel. Die Webradiobesitzer erwarten eine weitere Zunahme ihres Webradiokonsums zulasten ihrer herkömmlichen Radionutzung.

Untersucht wurden auch die Programmpräferenzen bei Webradios. Einer der Vorteile von Webradio ist die große Vielfalt, vor allem an Musikformaten. Allein für Deutschland werden gut 2 000 Angebote geschätzt, international dürften es bis zu 14 000 sein. Dennoch hören durchschnittlich 39 Prozent der Befragten oft Programme, die in deren Wahrnehmung eine Mischung verschiedener Genres umfassen. Die Attraktivität von Programmen mit hohem Informationsanteil sowie von Klassik- und Jazzprogrammen nimmt mit dem Alter stetig zu. Für elektronische Musik im Webradio wie beispielsweise House und Techno interessieren sich vor allem Personen zwischen 14 und 29 Jahren.

Wenn man die Programmpräferenzen, die die Webradionutzer im herkömmlichen Radio haben, als erklärende Variable in Betracht zieht, dann zeigt sich, dass diese Präferenzen ins Web verlängert werden. So hören 41 Prozent derjenigen, die auf UKW/Kabel meistens einen öffentlich-rechtlichen Sender hören, auch im Internet meistens ein öffentlich-rechtliches Webradioprogramm. Ähnlich verhält es sich mit den Meisthörern der Privaten. Reine Webradioangebote neuer Anbieter werden von 17 Prozent der öffentlich-rechtlichen und 20 Prozent der privaten Hörer als meistgenutztes Programm benannt.

MP 3/2010, S. 119-130



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