Zeitschriftenmarkt: WAZ-Gruppe schließt zu dominierenden Konzernen auf
Daten zum Markt und zur Konzentration der Publikumspresse in Deutschland im I. Quartal 2010
Lange Zeit zeigte sich in der zweijährlichen Konzentrationsanalyse des Zeitschriftenmarktes ein relativ konstantes Bild: Die vier Großverlage Bauer, Burda, Springer und Gruner + Jahr dominierten den Markt der Publikumszeitschriften; rund 60 Prozent der verkauften Gesamtauflage stammte während der letzten zehn Jahre von diesen Konzernen. 2010 hat sich der Kreis der dominierenden Unternehmen auf fünf Verlage erweitert: Die WAZ hat zu der Gruppe aufgeschlossen und rangiert bei den 14-täglich erscheinenden Titeln auf Rang vier vor Gruner + Jahr, bei den seltener erscheinenden Publikationen auf Rang vier vor Springer. Insgesamt bringen es diese fünf Verlage 2010 auf einen Marktanteil an der verkauften Auflage von knapp 65 Prozent. Bei den 14-täglichen Titeln ist die Konzentration auf einen neuen Höchstwert gestiegen: 87,5 Prozent der Verkaufsauflage entstammen diesen fünf Verlagen. Bei den seltener erscheinenden Zeitschriften ist deren Marktanteil dagegen auf knapp 41 Prozent etwas gesunken.
Die Auflagenentwicklung der Publikumspresse ist insgesamt weiterhin rückläufig, die Zahl der (IVW-geprüften) Titel variiert nur wenig. Von den Verlagskonzernen verlegt nur die WAZ mit 32 Zeitschriften mehr Titel als 2008. Die anderen Unternehmen haben mehr Titel eingestellt oder veräußert als lanciert oder aufgekauft. Gruner + Jahr weist mit 56 Titeln gleich zwölf Periodika weniger aus als 2008, Springer hat sechs Titel weniger im Portfolio. Insgesamt zeigt sich bei den fünf Verlagskonzernen ein Rückgang um 22 Titel.
Die durchschnittlichen Auflagenhöhen je IVW-gemeldetem Titel sind auch 2010 weiter auf jetzt 139 753 Exemplare im Verbreitungsintervall gesunken. Dabei erzielen die Zeitschriften der vier Konzerne Bauer, Springer, Burda, Gruner + Jahr im Durchschnitt die dreifache Verkaufsauflage der übrigen Verlage.
Die Betrachtung der großen Verlagshäuser im Einzelnen und ihrer Geschäftszahlen und -berichte zeigt: Alle Konzerne verstehen sich in ihrem Kern nach wie vor als Pressehäuser. Im inländischen Geschäftsfeld Publikumspresse ist unverändert eine lukrative Wertschöpfung möglich. Es ist weder ein Auslaufmodell noch steht es bei einem der Verlage vollständig vor dem Verkauf. Allerdings finden inzwischen vielfältige interne Veränderungen statt, denn die isolierte Wertschöpfung mit einzelnen Titeln erscheint kaum zukunftsfähig. Multi-Channel-Strategien, Anzeigenportfolios und Vertriebsfamilien führen zu Strukturveränderungen in den Verlagen der Publikumspresse, die das Ende für viele Redaktionen, Anzeigenabteilungen und langjährige Vertriebsmuster bedeuten.
MP 6/2010, S. 296-315
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