Heft 11

Stefanie Best/Bernhard Engel

Alter und Generation als Einflussfaktoren der Mediennutzung

Kohortenanalysen auf Basis der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Menschen, die im gleichen Jahrzehnt geboren sind (Geburtskohorte), weisen ein spezifisches Mediennutzungsverhalten auf. Insbesondere bei der Betrachtung der einzelnen Medien und bei der Zusammensetzung des Medienzeitbudgets ergeben sich deutliche Kohorteneffekte. Daneben beeinflussen auch Lebensalter (Alterseffekte) und zeitgeschichtliche Entwicklungen (Periodeneffekte) den Umgang mit Medien. Sichtbar werden Kohorteneffekte nach einer Analyse von Daten der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation (1970 bis 2010) vor allem bei der Zeitungslektüre, deren Ausmaß von der Generationenzugehörigkeit bestimmt wird. Deshalb ist für die Nutzung der Tageszeitung in der Zukunft bestenfalls eine Stagnation zu erwarten, wobei sich jedoch (hauptsächlich in den jüngeren Kohorten) ein Teil der Zeitungsnutzung von der Printausgabe auf Internetseiten von Tageszeitungen verlagert hat.

Am wenigsten treten Kohorteneffekte bei der Fernsehnutzung zutage, weil hier nach wie vor ein deutlicher Alterseffekt wirkt, das heißt, mit zunehmendem Alter sehen Menschen mehr fern. Folglich ist zukünftig zumindest nicht mit einem Rückgang der Fernsehdauer in der Gesamtbevölkerung zu rechnen. Kohorteneffekte sind aber in der Kohorte der in den 1980er Jahren Geborenen zu beobachten, die entgegen dem Trend eine rückläufige Fernsehnutzung aufweist und dies offensichtlich durch eine stark angestiegene Internetnutzung kompensiert. Ob diese Entwicklung anhält und auf nachfolgende Generationen übergreifen wird, bleibt abzuwarten.

Das Radio verlor zwar ebenso wie die Tageszeitung in den letzten zehn Jahren Nutzungsanteile in allen Kohorten, ist aber das Medium, das man am wenigsten missen möchte. Die in den 1950er Jahre Geborenen gelten nach wie vor als besonders radioaffin. Das Internet gewann Nutzungsanteile hinzu, umso mehr, je später die Nutzer geboren sind.

Kohorteneffekte bestehen auch bei der (insgesamt nicht stark ausgeprägten) parallelen Nutzung von Medien. Während die nach 1960 Geborenen vor allem in den letzten fünf bis zehn Jahren Fernsehen und Internet wie auch Radio und Internet verstärkt gleichzeitig nutzten, verbrachten ältere Generationen schon immer relativ viel Zeit mit der gleichzeitigen Nutzung von Radio und Tageszeitung.

MP 11/2011, S. 525-542



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