Heft 11

Maria Gerhards/Walter Klingler

Sparten- und Formattrends im deutschen Fernsehen

Das Programmjahr 2010

Die Sparten- bzw. Genreanalyse für das Programmjahr 2010 erfasst 20 der in Deutschland verfügbaren Programme und deckt damit rund 88 Prozent der von der GfK gemessenen gesamten Fernsehnutzung ab. Rund 44 Prozent der angebotenen Sendeminuten waren dem Bereich Information und Infotainment zuzuordnen (2009: 46 %). 27 Prozent des Angebots entfielen auf Fiction (2009: 26 %), 10 Prozent auf Unterhaltung (9 %), 9 Prozent auf Werbung (8 %), 7 Prozent auf Sport (7 %) und 3 Prozent auf Sonstiges (4 %). Zum zwischen 2009 und 2010 festzustellenden Rückgang der Information/Infotainment zugunsten von Unterhaltung und Fiction hat auch ein Konsens der Fernsehveranstalter beigetragen, Formate wie „Die Schulermittler“, „Familien im Brennpunkt“ oder „Mitten im Leben“ nicht mehr dem Sendungsformat Reportage/Dokumentation und damit der Information zuzuordnen, sondern der Sparte Unterhaltung -- und hier dem Format Dokumentation mit fiktionalen Hilfsmitteln. Hierdurch ergab sich vor allem bei RTL eine nicht unerhebliche Verschiebung von der Information in den Bereich Unterhaltung.  

Gemessen an der Nutzung sehen die Relationen wie folgt aus: Die Sparte Fiction liegt mit 34 Prozent etwas über dem Nutzungsanteil von Sendungen aus der Sparte Information/Infotainment, auf die 32 Prozent der Nutzung entfallen. Unterhaltung wird deutlich überproportional genutzt (15 %). Die Nutzung von Werbung (8 %), Sport (8 %) sowie Sonstiges (3 %) entspricht in etwa den jeweiligen Angebotsanteilen. Damit liegen einzig die beiden Programmsparten Unterhaltung (Index 156, 2009: 158) und Fiction (Index 125, 2009: 130) bei höheren Nutzungs- als Angebotsanteilen.

Eine besondere Rolle spielte im Programmjahr 2010 die Fußball-WM in Südafrika: Unter den Sportsendungen mit den höchsten Zuschauerzahlen finden sich ausschließlich Liveberichte von Fußballspielen bei der WM. Das absolute Highlight war dabei mit 31,1 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 83 Prozent das Halbfinalspiel Deutschland gegen Spanien. Aber auch die anderen Spiele mit Beteiligung der deutschen Mannschaft erreichten jeweils mehr als 20 Millionen Zuschauer.

Die Analysen zeigen -- wie in den vergangenen Jahren -- deutliche Unterschiede zwischen den angebotenen Inhalten der öffentlich-rechtlichen Programme und den privatrechtlichen. Nach wie vor existiert im Informationsbereich eine eindeutige Dominanz der öffentlich-rechtlichen Sendungen.
  

MP 11/2011, S. 543-561



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