Heft 5

ARD-Forschungsdienst

Unterhaltung im Spannungsfeld von Realität und Fiktion

Wie Menschen sich ein Bild über die Welt machen, hängt unter anderem davon ab, wie häufig sie bestimmte „Welten“ im Fernsehen (z.B. in TV-Serien) sehen und wie auffällig, dramatisch und lebendig diese präsentiert werden. So konnte zum Beispiel in einer Studie nachgewiesen werden, dass der intensive Konsum von Unterhaltungsserien im Fernsehen mit inkorrekten Einschätzungen über die Verteilung von Wohlstand in der Gesellschaft einhergeht, und dass sich dies wiederum negativ auf die eigene Lebenszufriedenheit der Menschen auswirkt. Ähnliche Kultivierungseffekte fand man auch über den Zusammenhang zwischen dem Konsum „körperbetonter“ Sendungen (z.B. „America’s Next Top Model“) und der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper („Body-Image“).

Kumulative Effekte des Fernsehkonsums in Bezug auf Werte und Normen setzen voraus, dass sich die Zuschauer auf die gezeigten Geschichten einlassen. Ein hohes Potenzial dafür bietet das so genannte Reality-TV mit Geschichten aus dem Alltag und Menschen wie „du und ich“. Einerseits werden durchaus vorhandene voyeuristische Motive der Zuschauer befriedigt. Andererseits fördert die Annahme, man beobachte Realität, das Involvement in die Geschichte und die Identifikation mit den handelnden Personen. Dadurch können sich auch Auswirkungen auf Kommunikation und Interaktion in realen sozialen Kontexten ergeben. Beispielsweise fand man einen signifikanten Zusammenhang zwischen intensivem Reality-TV-Konsum und exhibitionistischem Verhalten im Social-Web.
  
Unterhaltung resultiert aber nicht nur aus Spaß, Spannung und physiologischer Anregung. Vielmehr dient Unterhaltung mit den vielfältigen Themen des Lebens auch dazu, menschliche Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit zu befriedigen.

MP 5/2011, S. 279-284



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