Heft 9

Horst Röper

Fernseh- und Filmproduktion 2009 und 2010

Fortschreibung der FORMATT-Studie über Konzentration und regionale Schwerpunkte der Auftragsproduktionsbranche

Das Dortmunder FORMATT-Institut untersucht seit 1998 die Strukturen und Entwicklungen auf dem deutschen Fernsehproduktionsmarkt. Der vor kurzem veröffentlichte jüngste Bericht für die Untersuchungsjahre 2009 und 2010, beauftragt vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien, weist eine stark gestiegene Zahl von Firmen aus. Mit 778 Betrieben gab es 2010 214 aktive Firmen mehr als zwei Jahre zuvor. Dies kann, so der Autor, als Beleg für ein hohes Erneuerungspotenzial und eine starke Anziehungskraft der Branche für immer neue unternehmerisch agierende Produzenten verstanden werden. Im Teilbereich der journalistisch arbeitenden Betriebe sind Firmengründungen möglicherweise auch ein Zeichen für fehlende Stellen bei den Sendern oder auch bei den Produktionsbetrieben.

Das Gesamtvolumen der Produktion erreichte in beiden Untersuchungsjahren mit jeweils rund 725 000 Minuten Werte, die dem Durchschnittswert der Jahre 1999 bis 2010 entsprechen. Die Produktion von Kinofilmen summierte sich mit jeweils über 18 000 Minuten sogar auf ein Rekordvolumen. Mit der steigenden Zahl aktiver Produktionsbetriebe ist das durchschnittliche jährliche Produktionsvolumen pro Betrieb allerdings deutlich gefallen und lag 2009 bei gewichtet 981 und 2010 bei 930 Minuten. 2007 und 2008 waren es noch jeweils über 1 400 Minuten gewesen, die mit Abstand höchsten Werte in der Langzeituntersuchung.

Wie in den Untersuchungswellen zuvor erzielten die mit einzelnen Sendern verflochtenen Produktionsbetriebe, das waren 2009 13 Prozent und 2010 11 Prozent aller Firmen, auch 2009 und 2010 ein deutlich größeres Produktionsvolumen als die unabhängigen Betriebe. In früheren Jahren war es manchmal die Hälfte des Gesamtvolumens, 2009 lag der Anteil bei 40 Prozent, 2010 sank er auf knapp 37 Prozent.

Die Gruppe der führenden Produktionsgruppen ist in ihrer Zusammensetzung über die Jahre erstaunlich stabil geblieben. Seit Jahren führend ist die UFA/RTL-Gruppe. Auf dem Höhepunkt der Konzentrationsentwicklung im Jahr 2006 hatten die zehn größten Firmengruppen über die Hälfte der Gesamtproduktion hergestellt. 2009 lag ihr Marktanteil bei 45 Prozent und 2010 knapp unter 40 Prozent.

Wichtigste Auftraggeber der Produktionsbranche sind mittlerweile die öffentlich-rechtlichen Sender, die Aufträge der großen Privatsender sind seit Jahren rückläufig und 2009/2010 noch einmal gesunken. Während im Fictionbereich Serien weniger beauftragt wurden, wurden TV-Movies und -Reihen stabil nachgefragt, zu 80 Prozent von öffentlich-rechtlichen Sendern.
Nach Standorten betrachtet konzentriert sich in Produktionsbranche nach wie vor auf Köln, München, Berlin und Hamburg. Nordrhein-Westfalen war – gemessen am Gesamtvolumen – mit einem Anteil von gut 30 Prozent 2010 vor Bayern das führende Produktionsland, bei Kinofilmen war es Berlin.

MP 9/2012, S. 445-459



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