InfoMonitor 2011: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und Sat.1
Themen, Ereignisse und Akteure
Das Nachrichtenangebot der sechs wichtigsten deutschen Nachrichtensendungen wurde im Jahr 2011 vor allem durch die Umwälzungen in einigen arabischen Ländern, die Euro- bzw. Griechenland-Krise sowie die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima geprägt. Wie der InfoMonitor des Instituts IFEM, Köln, ermittelte, lag der Anteil politischer Themen bei allen Sendungen höher als im Vorjahr. Untersucht wurden die Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 sowie die Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ (ARD) und „heute-journal“ (ZDF). Die charakteristischen Strukturunterschiede in den Nachrichtenprofilen zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Nachrichtenangeboten blieben im Wesentlichen unverändert. „Tagesschau“ und „heute-journal“ erreichten bzw. überschritten einen Politikanteil von 50 Prozent. Die privaten Nachrichtensendungen „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“ wiesen dagegen knapp über bzw. deutlich unter 30 Prozent Politikanteil auf.
„RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“ berichteten erheblich mehr über Unfälle und Katastrophen als die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF. Noch deutlicher werden die unterschiedlichen Nachrichtenprofile der öffentlich-rechtlichen bzw. privaten Sender im Themenbereich Human Interest/Alltag/Buntes, der eindeutig die Domäne von RTL und Sat.1 ist. Mit nur einer Ausnahme berichteten „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“ in allen Monaten des Jahres 2011 umfangreicher über diese „bunten“ Themen als die öffentlich-rechtlichen Nachrichten.
Wie bereits im Vorjahr verzeichnete auch 2011 die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel die meisten Auftritte ihrer Politiker in den Fernsehnachrichten. Lediglich im April lag die FDP an erster Stelle wegen ihrer parteiinternen Debatten und Führungskrise. Die SPD lag insgesamt an dritter Position mit vergleichsweise geringen Schwankungen über das Jahr.
In der Auslandsberichterstattung waren wegen der „arabischen Revolution“ des Jahres 2011 erstmals auch die Länder Libyen, Ägypten, Syrien und Tunesien in der Top-20-Liste vertreten. Bei Japan resultiert die relativ starke Nachrichtenpräsenz in diesem Jahr aus dem verheerenden Tsunami und der dramatischen Reaktorkatastrophe in Fukushima. Auf dem Spitzenplatz in der Auslandsberichterstattung lagen allerdings erneut und mit großem Abstand die USA.
MP 2/2012, S. 78-106
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