Heft 3

Thomas Zapf-Schramm

Die Eurokrise in den Fernsehnachrichten

Sonderauswertungen des InfoMonitors 2009 bis 2012

Die Schuldenkrise innerhalb der Eurozone ist gegenwärtig eines der bestimmenden Themen der EU-Politik, aber auch der deutschen Innenpolitik. Eine Sonderanalyse des „InfoMonitors“ des Instituts IFEM, Köln, befasst sich mit der Frage, wie die Eurokrise in den wichtigsten Nachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 in den vergangenen Jahren Niederschlag gefunden hat. Untersuchungszeitraum war Oktober 2009 bis Dezember 2012, insgesamt wurden 4 175 relevante Beiträge aus „Tagesschau“, „heute“, „RTL aktuell“, „Sat.1 Nachrichten“, „Tagesthemen“ und „heute-journal“ untersucht. In einem zweiten Schritt wurde ein einzelner Tag exemplarisch aus diesem Zeitraum herausgegriffen und die Nachrichtenbeiträge dieses Tages quantitativ und qualitativ vertiefend analysiert.

Die Berichterstattung zur Eurokrise hat sich in Wellen entwickelt, wobei jede neue Welle einen höheren Ausschlag hatte als die vorherige. Die Wellen folgten überwiegend dem Gang der Ereignisse in der europäischen Politik und der innenpolitischen Debatte in Deutschland und wurden von bestimmten Schlüsselereignissen ausgelöst. Die Intensität der Berichterstattung war jedoch nicht exklusiv von diesen Schlüsselereignissen abhängig, sondern auch von der allgemeinen Nachrichtenlage und der Themenkonkurrenz.
Die untersuchten Nachrichtensendungen unterscheiden sich deutlich darin, wie viel Raum sie dem Thema insgesamt und bezogen auf seine vielfältigen Facetten einräumten. Die öffentlich-rechtlichen Nachrichten gaben dem Thema Eurokrise eine hohe Relevanz. „Tagesschau“, „heute“, „Tagesthemen“ und „heute-journal“ berichteten nicht nur insgesamt mehr über die Eurokrise als „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“, sie taten dies auch im gesamten Verlauf der Krise seit Ende 2009 und in jedem einzelnen der unter dem Oberbegriff Eurokrise zusammengefassten Sachgebiete. Das Thema Eurokrise nahm bei den Nachrichten von ARD und ZDF auch relativ zu den anderen Nachrichtenthemen einen größeren Platz ein als bei RTL und Sat.1.

Die vertiefende Analyse eines Nachrichtentages zeigt: ARD und ZDF nutzten unter anderem auch die Möglichkeiten ihres Korrespondentennetzes, um die Ergebnisse eines wichtigen EU-Gipfels aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Der größere Raum, den das Thema vor allem in den Nachrichtenmagazinen einnahm, wurde außerdem eingesetzt, um die reine Faktenvermittlung mit Kontext zu versehen und dadurch kritische Meinungsbildung zu ermöglichen.

MP 3/2013, S. 165-184



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