InfoMonitor 2012: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und Sat.1
Ereignisse, Themen und Akteure
Die Angebote der sechs wichtigsten Nachrichtensendungen fielen 2012 etwas weniger umfangreich aus als im Vorjahr. Bedingt wurde dies durch zum Teil kürzere Nachrichtenausgaben im Umfeld von Fußball-Übertragungen sowie durch eine Rückkehr zur „Berichterstattungsnormalität“ im Vergleich zu 2011, als spektakuläre Ereignisse zu längeren Nachrichtensendungen führten. Wie der InfoMonitor des Instituts IFEM, Köln, ermittelte, blieben die prägenden Unterschiede zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Nachrichtenprofilen dagegen weitgehend unverändert. Untersucht wurden die Hauptnachrichten von ARD, ZDF, RTL und Sat.1 sowie die Nachrichtenmagazine „Tagesthemen“ (ARD) und „heute-journal“ (ZDF).
Bei politischen Informationsanlässen überwog die Berichterstattung in öffentlich-rechtlichen Nachrichten, bei nichtpolitischen Informationsanlässen die der privaten Nachrichten. „Tagesschau“, „Tagesthemen“ und „heute-journal“ widmeten in etwa die Hälfte ihrer Sendezeit politischen Themen. Die privaten Nachrichtensendungen „RTL aktuell“ und „Sat.1 Nachrichten“ wiesen deutlich geringere Politikanteile von knapp einem Viertel bzw. einem Drittel ihrer Sendezeit auf. Die privaten Nachrichtenformate bevorzugten dafür eine breitere und ausführlichere Berichterstattung über Unfälle, Kriminalität sowie Human-Interest- und Alltagsthemen. Bei RTL erhielt der nichtpolitische Nachrichtenteil zusätzliches Gewicht durch umfangreiche Sportberichterstattung, die bei den öffentlich-rechtlichen Sendern im Rahmen von Berichten außerhalb der Nachrichtensendungen erfolgte.
In der Politikberichterstattung wurde der deutschen Politik wieder mehr Sendezeit als im Vorjahr eingeräumt, wobei die Ressorts Inneres und Wirtschaft/Finanzen die Schwerpunkte bildeten. Die beherrschenden Themen der Auslandsberichterstattung waren der Bürgerkrieg in Syrien, die EU-Schuldenkrise sowie die wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise Griechenlands. Diese Themen prägten aufgrund ihrer anhaltenden Aktualität auch am stärksten die Topthemenliste des Jahres und relativierten damit das Gewicht temporärer Großevents wie Fußball-EM, Olympische Spiele und Wahlen.
Wie bereits im Vorjahr verzeichnete auch 2012 die CDU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel die meisten Auftritte ihrer Politiker in den Fernsehnachrichten. Die SPD folgte mit deutlichem Abstand auf Rang zwei. Von der umfangreicheren und vielfältigeren Politikberichterstattung in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen profitierten die kleineren Parteien, deren Auftrittschancen in den privaten Nachrichten geringer waren.
MP 2/2013, S. 62-92
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