Heft 11

Sascha Hölig/Uwe Hasebrink

Nachrichtennutzung in konvergierenden Medienumgebungen

International vergleichende Befunde auf Basis des Reuters Institute Digital News Survey 2013

Zum Funktionieren einer Demokratie gehört es, dass die Mitglieder einer Gesellschaft sich über aktuell relevante Themen informieren und eine eigene Meinung bilden können. Die Beantwortung der Frage, wie Nachrichten unter den Bedingungen einer digitalen Medienlandschaft gefunden und genutzt werden und welche Bedeutung traditionelle Medienangebote im Vergleich zu neuen Plattformen und Angeboten haben, stand im Zentrum der Reuters Institute Digital News Survey 2013, die die Nachrichtenrepertoires in fünf europäischen und drei außereuropäischen Ländern untersuchte.
In Deutschland sind das allgemeine Interesse an Nachrichten sowie die Nutzungshäufigkeit von Nachrichten im internationalen Vergleich hoch ausgeprägt. Die traditionellen Mediengattungen und Anbieter spielen nach wie vor eine maßgebliche Rolle für die Nachrichtennutzung. Zugleich wird für die Zuwendung zu Nachrichten zunehmend auch das Internet als Übertragungskanal relevant – besonders für die jüngeren Altersgruppen. Die bisher vorherrschende Orientierung an einigen wenigen massenmedialen Anbietern, löst sich im Internet zusehends auf.

Für die etablierten Nachrichtenmarken ergeben sich daraus schwerwiegende Herausforderungen. Ein Problem ist, dass die Zahlungsbereitschaft für Onlinenachrichten eng begrenzt ist. In allen untersuchten Ländern gibt nur eine kleine Minderheit der Internetnutzer an, bereits für digitale Nachrichten gezahlt zu haben.

Im Zuge der Digitalisierung entwickeln sich im internationalen Vergleich unterschiedliche Nachrichtenkulturen, die den in den jeweiligen Ländern historisch gewachsenen Angebotsstrukturen und Nutzungsgewohnheiten entsprechen und die neuen Angebote in jeweils spezifischer Weise integrieren. In Deutschland ist die Nachrichtennutzung bei Internetnutzern noch relativ stark an traditionellen Nachrichtenangeboten ausgerichtet. Ein gut etabliertes Netz an Regionalzeitungen und ein starker öffentlich-rechtlicher Rundfunk mit anerkannten Informationsmarken schaffen Voraussetzungen dafür, dass diese Angebote auch unter erweiterten Angebotsbedingungen eine stabilere Position haben, als das in den meisten anderen Ländern der Fall ist.

MP 11/2013, S. 522-536



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