Heft 10

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis: Verlagsgesellschaft Madsack

Probleme der Vielfaltssicherung und des Kartellrechts am Beispiel des Madsack-Konzerns

Tageszeitungen sehen sich – nicht nur in Deutschland – starken Veränderungen ausgesetzt. Sie müssen ihre Position in der digitalen Welt neu finden. Seit Jahren sinken die Auflagen, ebenso die Anzeigenerlöse. Wie sich große Verlage aufstellen und für die Zukunft rüsten, wird am Beispiel der Verlagsgesellschaft Madsack aus Hannover dargestellt. Der Konzern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zum vorherrschenden Zeitungsunternehmen Norddeutschlands entwickelt, ist in weiteren Bundesländern an Presseunternehmen beteiligt und darüber hinaus im privaten Hörfunk und im Fernsehproduktionssektor sowie im Digitalgeschäft aktiv.

Aus einem monomedialen Zeitungshaus ist einer der großen multimedialen Konzerne in Deutschland geworden. Die unternehmerische Strategie ist auf Marktführerschaft in den relevanten Märkten einerseits und die Erzielung von Skaleneffekten durch Größenvorteile und Mehrfachverwertung andererseits ausgerichtet. Es zeichnet sich ein Medienhaus ab, in dem einmal erstellte journalistische Inhalte für viele Produkte genutzt werden sollen, also für möglichst viele Zeitungstitel und möglichst viele digitale Angebote wie E-Paper, Onlineportale oder Apps.

Unter dem Gesichtspunkt der Meinungsvielfalt ist eine solche Ausrichtung von Medienunternehmen durchaus problematisch. Es werden die Grenzen der derzeit mithilfe des Kartellrechts praktizierten Vielfaltssicherung deutlich: Die Pressefusionskontrolle konnte nicht verhindern, dass bei Madsack und einigen weiteren Großverlagen ein Beteiligungsgeflecht von Zeitungen entstand, die jeweils in großen Gebieten dominieren. Vielfalt durch Vielzahl der Anbieter konnte und kann mit den vorhandenen Instrumentarien offensichtlich nicht gesichert werden.

Auch die Vielfalt der Inhalte ist zunehmend gefährdet: Die Einrichtung von Zentralredaktionen und die angestrebte Mehrfachverwertung journalistischer Inhalte in verschiedenen Medien wird zu einer Vereinheitlichung von Informationen, Themen und Meinungen führen. In Politik und Gesellschaft muss deshalb diskutiert werden, wie künftig das grundgesetzliche Erfordernis der Vielfaltssicherung ausgefüllt werden soll, welche Medien für die Gesellschaft unverzichtbar sind und mit welchen Mitteln sie bei Bestandsgefährdung erhalten werden

MP 10/2014, S. 496-506



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