Heft 10

Christian Vogg

Radio im Wettbewerb der neuen Medienwelt

Der Hörfunk von morgen aus dem Blickwinkel der EBU

Durch die Konkurrenz im World Wide Web stellen sich für das analog wie zunehmend digital verbreitete Livemedium Radio eine Reihe von Fragen, wie zum Beispiel: Welche Auswirkungen auf das Medium Radio sind durch die neuen technischen Endgeräte für die Mediennutzung wie auch durch die erheblich gewachsene Vielfalt an Inhalten zu erwarten? Die Radiobranche steht vor drei grundlegenden Herausforderungen: 1. Radio darf den Anschluss an die Jugend nicht verlieren, 2. Radio darf sich nicht aus dem digital vernetzten Autoradio („connected car“) verdrängen lassen und 3. Radio muss als kostenlos empfangbarer Rundfunk auch in mobilen Endgeräten (Smartphones und Tablets) verfügbar sein. Der jungen Generation bietet sich heute eine Vielfalt an (Audio-)Medien, so dass junge Menschen nicht mehr selbstverständlich mit dem Radio aufwachsen. Dennoch schalten in Europa noch immer rund 84 Prozent der jungen Generation das Radio ein, bei einer täglichen Hördauer von fast drei Stunden.

Die mobile Radionutzung findet zum großen Teil im Auto statt. Heute überwiegt in den Autos nach wie vor die Ausstattung mit UKW-Radios, die mit Metadaten (RDS) angereichert werden. Neuwagen sind mehr und mehr auch mit Digitalradio (DAB/DAB+) ausgestattet. Neu auf dem Markt sind Auto-Entertainment-Anlagen, die mit Smartphones synchronisieren und ein Schritt auf dem Weg zur Vision eines „connected car“ bedeuten, ein Konzept, das der Sicherheit und dem Komfort der Autofahrer dienen soll. Aus Sicht der EBU ist bei diesem Konzept ein Zusammenspiel von DAB+ und IP-Übertragung anzustreben, das heißt, IP-Dienste und terrestrisches Radio können ihre Stärken für die Autofahrer ausspielen. So gibt es zahlreiche Services, die über DAB+ wesentlich preiswerter und verlässlicher zum Endkunden ins Auto transportiert werden können, als dies mittels IP via Mobilfunk der Fall ist. Auch auf Anbieterseite ist DAB+ kostengünstiger.

Die Geräteausstattung der Bevölkerung mit Smartphones nähert sich in Europa der 100-Prozent- Marke. Dies kommt neben diversen Musikstreaming- Diensten auch dem Radio zugute. Die Hälfte der 20- bis 39-Jährigen hört unterwegs Musik auf dem Smartphone, ca. 20 Prozent hören Radio, wobei hier noch technische Probleme zu überwinden sind. Laut einer Studie der EBU gewinnen in Apps interaktive Elemente an Bedeutung und erhöhen die Hörerbindung. Radio ist außerdem auf diversen Drittplattformen (z.B. YouTube) vertreten.

MP 10/2014, S. 489-495



Zurück zur Übersicht