Journalistische Langformen im Web: Produktionsbedingungen und Markteinschätzung
Eine Kommunikatorbefragung zu Scrollytelling, Webdokumentationen und Multimediastorys
Im Onlinejournalismus und der digitalen Unternehmenskommunikation wird derzeit mit neuen Formen des Storytellings experimentiert. Drei Arten von Langformen kristallisieren sich heraus: Scrollytelling, Webdokumentationen und selektive Multimediastorys nutzen in besonderem Maß die technischen Möglichkeiten des stationären und mobilen Internets zur Hintergrundinformation. Im Rahmen der Studie „Neue Darstellungsformen in Journalismus und Corporate Publishing“ wurden dazu die Produzenten solcher Angebote aus den Bereichen Journalismus, Agenturen und Unternehmen befragt und die Ergebnisse denen aus der Publikumsbefragung (vgl. MP 5/2015) gegenübergestellt.
In Deutschland wurden bisher erst relativ wenige digitale journalistische Langformen produziert. Der Zeitaufwand dafür ist hoch. Im Journalismus stehen hier weitaus weniger Produktionsmittel zur Verfügung als in Agenturen oder Unternehmen. Potenziale digitaler Langformen sehen die Kommunikatoren vor allem in den neuen Möglichkeiten, ein Thema inhaltlich aufzubereiten. Ein Ende für die Kostenloskultur des Internets erwarten die Befragten im Journalismus auf diese Weise jedoch nicht, obwohl sie zumindest neue Chancen für Erlöse im Onlinejournalismus sehen. Für die Befragten aus Agenturen und Unternehmen erscheint es denkbar, ECommerce- Anwendungen zu integrieren oder sich als Innovator in der Branche zu platzieren.
Als zentrales Motiv für die Produktion neuer Online-Darstellungsformen hoben die Befragten durchweg hervor, Erfahrungen mit einer zukunftsträchtigen Form der Contentaufbereitung sammeln zu wollen. Außerdem sollen neue technische Möglichkeiten ausprobiert und junge Zielgruppen erschlossen werden. Im Corporate Publishing ist der Einsatz digitaler Langformen zudem mit der Hoffnung verknüpft, Unternehmensbotschaften mit attraktiven Rezeptionsanreizen zu verbinden.
Beim Vergleich der Publikumserwartungen mit den Vorstellungen der Kommunikatoren von den Erwartungen des Publikums zeigten sich einige Diskrepanzen. Unterschätzt wurden von den Kommunikatoren beispielsweise der Publikumswunsch, Geschichten einzeln kaufen zu können, sowie die Ablehnung von Werbung in digitalen Langformen.
MP 11/2015, S. 526-532
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