Heft 10

ARD-Forschungsdienst

Nutzung von Social TV

Online über Fernsehinhalte zu kommunizieren wird unter dem Begriff Social TV zusammengefasst. Hierzu zählt die Interaktion zwischen Zuschauern und Medienanbietern, aber auch die Kommunikation unter den Zuschauern selbst, über gerade gesehene Sendungen in sozialen Netzwerken. Dass Internetnutzer ihren Fernsehkonsum mit anderen via Facebook und Twitter teilen bzw. sich darüber austauschen, birgt für Fernsehsender positive Aspekte: Die Kommentare zum gerade Gesehenen erreichen auch Personen, welche die Sendung nicht sehen und können bei ihnen dennoch zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit für den Inhalt und die Akteure führen. Außerdem kann die Bindung an Formate bzw. an den Sender selbst gefestigt werden.

Eine internationale Studie zeigt, dass weltweit rund 40 Prozent der Millennials (Personen, die um das Jahr 2000 Teenager waren) im Internet über ihren Fernsehkonsum mit anderen kommunizieren. In verschiedenen Ländern bestehen jedoch teilweise größere Unterschiede: In der deutschen Bevölkerung kommentieren 31 Prozent Fernsehinhalte via Twitter oder Facebook, in den USA und Großbritannien liegen die Werte bei 44 Prozent bzw. 39 Prozent. Befragt man nur Personen, die vergleichsweise einen höheren TV-Konsum und starke Onlineaffinität aufweisen, ergeben sich andere Werte: Laut einer Studie mit dieser Teilgruppe in Deutschland nutzen rund 50 Prozent Social TV. Die zunehmende Verbreitung von mobilen Endgeräten trägt den Autoren zufolge ebenso zur weiteren Etablierung dieser Interaktionsform bei wie die Aktivitäten von Fernsehsendern online.

Zentrale Motive beim Austausch über die Fernsehinhalte sind zwei Studien zufolge das Mitteilen eigener Gefühle und Meinungen sowie die Möglichkeit, weitere Informationen zur Sendung zu erhalten. Die Kommunikation übernimmt außerdem gruppenstiftende Funktionen, da die Nutzer sich mit Gleichgesinnten „unterhalten“. Weitere aktuelle Studien zeigen, dass sich Nutzer von Social TV stark mit den Fernsehinhalten auseinandersetzen – diese Form der parallelen bzw. Anschlusskommunikation ist also ein Indiz für hohe Aufmerksamkeit, emotionale und kognitive Reaktionen in Bezug auf die Sendung. Eine weitere Studie belegt, dass die meisten Tweets, die zu einer Sendung abgesetzt werden, sich mit den Inhalten und Akteuren auseinandersetzen. Dieser Umstand kann für die Programmplanung und -gestaltung förderlich sein. ARDForschungsdienst Nutzung von Social TV MP 10/2015, S. 470–476 

MP 10/2015, S. 470-476



Zurück zur Übersicht