Heft 5

Helmut van Rinsum

Privatradios: Unübersichtliche Beteiligungssituation bei UKW-Sendern

Hörfunksender in Deutschland

Die Vielzahl von Privatradios in Deutschland ist maßgeblich zurückzuführen auf die spezielle Geschichte des Sektors und die Regelungszuständigkeit der Länder, die zu regional teilweise sehr unterschiedlichen Strukturen geführt haben: Einige Bundesländer sind vor allem von Lokalradios geprägt, während in anderen Regionalsender die private Radiolandschaft dominieren. Doch welche Beteiligungsstrukturen stehen hinter den Sendern, welche Unternehmen sind besonders engagiert, welche Verflechtungen existieren zwischen den Anbietern sowie mit anderen Medien (vor allem der Presse)? Der vorliegende Beitrag untersucht diese Fragen unter besonderer Berücksichtigung der 220 Privatsender, die in Deutschland ihre Programme vorwiegend über UKW ausstrahlen.

Es zeigt sich, dass die Eigentums- und Beteiligungsstrukturen bei den deutschen Privatradios äußerst unübersichtlich sind. Neben dem RTLKonzern sind es vor allem die deutschen Großverlage, die Beteiligungen am privaten Hörfunkmarkt halten. Hubert Burda Media, Axel Springer SE, die Verlagsgesellschaft Madsack, die Bauer Media Group sowie die Funke Mediengruppe halten in unterschiedlicher Größenordnung Gesellschafteranteile an diversen Radiostationen. Auch die Medien Union, Ludwigshafen, Müller Medien, die Südwest Presse, die Südwestdeutsche Medienholding sowie zahlreiche weitere kleinere Verlage, aber auch die SPD über ihre Medienholding ddvg sind Anteilseigner von Privatradios.

Neben vielen direkten besteht über Tochterfirmen eine kaum noch zu überblickende Zahl an indirekten Beteiligungen und Verschachtelungen. Die Beteiligungen scheinen in manchen Fällen immer weiter und kleinteiliger zu werden und führen nicht selten wieder zum Ausgangspunkt zurück (Ringschluss).

In den vergangenen Monaten hat es relativ wenig Bewegung im Markt gegeben. Dies lässt den Schluss zu, dass die über UKW-Privatradios erzielten Gewinnmargen nach wie vor lukrativ sind. Andererseits bedeutet dies auch, dass eine Konsolidierung des Marktes aufgrund des hohen Fragmentierungsgrads in weiter Ferne liegt: Die Verflechtung von Presse und Radio dürfte damit auch in den kommenden Jahren für den Privatradiosektor kennzeichnend sein.

MP 5/2015, S. 222-229



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