Heft 12

Bernhard Engel

Stream, Audio, Text - Nutzungsoptionen in einer konvergierenden Medienwelt

ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation

Mit der Differenzierung des Internets im Erhebungsprogramm der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation seit dem Jahr 2010 kann die Entkopplung von Content- und Distributionsplattformen im täglichen Gebrauch der Medien untersucht werden. Dieser Erhebungsansatz wurde in der aktuellen Welle der Studie 2015 beibehalten. Damit wird man der Eigenschaft des Internets als „Allround-Medium“, das heißt als Träger für Radio-, Fernseh- und Zeitungsinhalte sowie als Träger für nicht-mediale Anwendungen, gerecht.

Entsprechend wird im vorliegenden Beitrag zwischen Stream (d.h. Bewegtbild in TV, Videos und Internet), Audio (Radio und auditive Speichermedien) und Text (Tageszeitungen, Zeitschriften, Bücher, Text im Internet) unterschieden. Der größte Teil der Mediennutzung ist nach wie vor linear, was vor allem auf den hohen Gebrauch klassischer Geräte zurückzuführen ist. Stream und Audio sind bezüglich der Nutzungsoptionen an digitalen Geräten sehr unterschiedlich: Videoinhalte werden linear und nonlinear fast gleichermaßen lange genutzt. Für Audio spielt die nonlineare Nutzung eine untergeordnete Rolle. Das Radio hat als Tagesbegleiter seinen besonderen Wert durch ein linear strukturiertes Angebot. Im Tagesverlauf zeigen sich deutliche strukturelle Unterschiede in der Mediennutzung (Stream, Audio, Text) über herkömmliche Geräte einerseits und das Internet andererseits.

Neue Rezeptionsformen, die mit der Nutzung neuer Medientechnologien, vor allem des Internets, verbunden sind, spielen bei jüngeren Menschen eine größere Rolle als bei älteren und bei Männern eher als bei Frauen. Ein nicht unerheblicher Teil von Stream, Audio und Text findet bei 14- bis 29-Jährigen nicht mehr über klassische Geräte, sondern über das Internet statt. Offensichtlich gelingt es den etablierten Medienmarken aus der klassischen Mediendistribution, über den Transportweg des Internets auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. Allerdings fand der Anstieg der Nutzungsdauer des Internets zu einem Großteil im nicht-medialen Bereich statt, der aber – insbesondere Social Media – in einem Wettbewerb zu den hier behandelten Rezeptionsformen steht.

MP 12/2015, S. 564-573



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