Tendenzen im Zuschauerverhalten
Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2014
Auch wenn neue Angebote wie Video-on-Demand- oder Streamingdienste zunehmend mit dem klassischen linearen Fernsehen um die Aufmerksamkeit des Publikums konkurrieren, war die durchschnittliche Sehdauer 2014 mit 221 Minuten stabil auf dem Niveau des Vorjahres, die Tagesreichweite stieg leicht um einen Prozentpunkt auf 70 Prozent an. Die Fernsehdauer hängt eng mit dem Alter zusammen: Während Teenager sich durchschnittlich auf täglich 95 Minuten beschränken, schauen ab 60-Jährige mehr als fünf Stunden fern. Nach Alter differieren auch die Tagesreichweiten, die bei den jüngsten Zuschauergruppen über viele Jahre hinweg bei rund 60 Prozent lagen und derzeit bei 52 Prozent im Fall der Kinder und 44 Prozent im Fall der 14- bis 19-Jährigen liegen. Zum Vergleich: Unter ab 40-Jährigen sehen zwischen 70 und über 80 Prozent täglich fern, und das seit vielen Jahren unverändert. Bei der jungen Zielgruppe ist festzuhalten, dass laut ARD/ZDFOnlinestudie mit zusätzlich elf Minuten Fernsehnutzung im Internet inzwischen ein beachtenswerter Teil der Fernsehnutzung über andere Verbreitungswege als das klassische Fernsehen stattfindet.
Meistgesehener Sender war 2014 mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent erneut das ZDF, vor ARD/Das Erste (12,5 %) und RTL (10,3 %). Während die beiden öffentlich-rechtlichen Sender gegenüber dem Vorjahr Marktanteile hinzugewinnen konnten (u.a. auch wegen der erfolgreichen Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft), sind diejenigen der größten Privatsender RTL, Sat.1 und ProSieben bereits mehrere Jahre in Folge gesunken. Die Dritten Programme kamen 2014 zusammengefasst auf 12,4 Prozent Marktanteil. Zusammengenommen entfielen auf die genannten Sender im vergangenen Jahr 62 Prozent der Fernsehnutzung, etwas weniger als 2013. Dies spiegelt die zunehmende Angebotsvielfalt mit einer wachsenden Zahl neuer „kleiner“ Sender.
Unter den Top 10 der meistgesehenen Sendungen fanden sich 2014 ausschließlich Fußball-Übertragungen von der Weltmeisterschaft in Brasilien. Unter den Nachrichtensendungen blieb die „Tagesschau“ mit durchschnittlich 8,96 Mio Zuschauern führend, bei den Informations- und Diskussionssendungen dominierten öffentlich-rechtliche Angebote die Ranglisten. Fortgesetzt hat sich beim Fictionkonsum die Präferenz für Kriminalfilme, insbesondere der „Tatort“-Reihe, und die Präferenz für deutsche Produktionen bei Serien, Fernseh- und Spielfilmen. Für tägliche Serien und für Scripted- Reality-Formate zeigte sich ein tendenziell sinkendes Zuschauerinteresse.
MP 3/2015, S. 110-125
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