Programmanalyse 2015 (Teil 1)
Profile deutscher Fernsehprogramme - Tendenzen der Angebotsentwicklung
Die aktuelle Programmanalyse präsentiert nicht nur die Profile der fünf größten deutschen Fernsehsender Das Erste, ZDF, RTL, Sat.1 und ProSieben für das zurückliegende Programmjahr 2015, sie stellt sie auch in einen langfristigen Zusammenhang, indem die Entwicklung der wichtigsten Kennwerte in den letzten 15 Jahren nachvollzogen wird. Erst die längerfristige Analyse ermöglicht es, neben ereignisbedingten Schwankungen im Programmangebot („Sportjahr“) auch größere, auf programmstrategische Entscheidungen der Sender zurückgehende Veränderungen und Trends in den Programmstrukturen zu erkennen.
Die aktuellen Zahlen für das Jahr 2015 belegen erneut vor allem die Dominanz der öffentlichrechtlichen Sender als Informationsanbieter. Der Sendezeitanteil für Information betrug bei ARD/ Das Erste 39 Prozent und ZDF 44 Prozent, RTL erreichte 23 Prozent, Sat.1 kam lediglich auf 14 Prozent und ProSieben nur auf 8 Prozent. Im langfristigen Vergleich verringerte sich in den Jahren zwischen 2001 und 2015 die Distanz im Umfang der Informationsangebote der öffentlich-rechtlichen Sender zu RTL geringfügig, während sie zu Sat.1 und ProSieben größer wurde.
Die öffentlich-rechtlichen Programme zeigten in den Sparten fiktionaler und nonfiktionaler Unterhaltung langfristig eine stabilere Struktur als die privaten Programme. In beiden Unterhaltungssparten gab es vor allem während der Jahre 2007 bis 2009 Umbrüche in den privaten Programmen.
Deutliche Unterschiede zwischen den Sendern bestanden in den Sendungsformen. Das Angebot von ARD/Das Erste und ZDF in den klassisch-journalistischen Formen Nachrichten, Magazine, Reportagen/ Dokumentationen, Übertragungen und Gesprächsformen war umfangreicher und vielfältiger. Stärker als in den öffentlich-rechtlichen Informationsangeboten veränderten sich bei den Privatsendern die Strukturen der Sendungsformen. RTL stellte schon bis 2010 die Gesprächsformen ein und erweiterte das Magazinangebot. Sat.1 reduzierte die Magazine, Gesprächsformen und auch die Nachrichten. Noch stärker baute ProSieben seine Magazine und Gesprächsformen ab, Fernsehserien wurden dagegen zunehmend ausgeweitet. Die unterschiedlichen Strategien der Privatsender bewirkten langfristig eine Ausweitung der Unterhaltung zulasten der Information.
Insgesamt gesehen zielten die programmstrukturellen und inhaltlichen Veränderungen offenbar in den letzten Jahren darauf ab, die Intensität der Aufmerksamkeitsreize zu erhöhen, um die Zuschauer stärker an die Sender zu binden.
MP 3/2016, S. 166-185
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