Heft 1

Helmut van Rinsum

ProSiebenSat.1: Investitionen in digitale Geschäftsmodelle jenseits des klassischen Fernsehmarktes

Beteiligungsstrategien eines Medienkonzerns

Der ProSiebenSat.1-Konzern, zu dem die sechs werbefinanzierten und frei empfangbaren Fernsehsender ProSieben, Sat.1, Kabel eins, Sixx, Sat.1 Gold und ProSieben Maxx zählen, erschließt sich zunehmend Geschäftsfelder außerhalb des klassischen TV-Geschäfts. Darauf weisen die wachsenden Umsätze in diesem Bereich hin, aber auch die zahlreichen Investitionen und Übernahmen, die in den vergangenen Monaten erfolgten. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Beteiligung an Unternehmen, die digitale Geschäftsideen verfolgen.

Zwei Schwerpunkte lassen sich erkennen: Zum einen arbeitet ProSiebenSat.1 daran, sich an unterschiedlichen Firmen der digitalen Entertainmentindustrie zu beteiligen. Dies betrifft sowohl die Produktion als auch die Verbreitung von Inhalten. Hier wird offenbar der strategische Ansatz verfolgt, die Kernkompetenz des Unternehmens auf die vielen neuen Medienkanäle zu übertragen und damit auch in den kommenden Jahren wettbewerbsfähig zu bleiben. Zum anderen investiert ProSiebenSat.1 in Unternehmen jenseits des Fernsehmarktes, die zwar auch Werbeerlöse generieren können, sich aber in erster Linie durch den Verkauf von Waren oder Dienstleistungen finanzieren sollen – also geschäftlich E-Commerce-Ansätze verfolgen.

In beiden Fällen arbeitet der Medienkonzern eng mit Start-ups zusammen. Beteiligungen an jungen Firmen erfolgen häufig gegen Werbezeiten auf den klassischen Fernsehsendern der Gruppe (Mediafor- Equity-Ansatz). Dadurch wird das eigene wirtschaftliche Risiko verringert, falls sich die Geschäftsidee nicht wie erwartet durchsetzen kann. Für seine digitalen Aktivitäten gibt der Konzern in seinen Unterlagen die Aufteilung in Digital Entertainment, Digital Commerce und Adjacent vor, aber die Beteiligungen entsprechen häufig nicht diesen Zuordnungen. Eine Strategie, welche der Tochterfirmen von ProSieben sich an anderen Unternehmen beteiligt, ist daher nur in Umrissen zu erkennen.


MP 1/2016, S. 27-35



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