Heft 7-8

Inge Mohr/Gerlinde Frey-Vor

Radio- und Zeitungsnutzung im Ost-West-Vergleich

Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2015

Beim Medien-Nutzungsverhalten sind zwischen Ost- und Westdeutschland – wie die Beispiele Radio und Tageszeitung zeigen – keine drastischen, aber erkennbare Abweichungen zu konstatieren. Diese sind nicht zuletzt auf die unterschiedlichen Anteile diverser Lebenswelten (Sinus-Milieus) zurückzuführen, die sich auf die Mediennutzung auswirken. Dennoch behaupten sich – so Ergebnisse der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2015 – die klassischen Medien sowohl in den alten als auch in den neuen Bundesländern, das Radio insgesamt besser als die Tageszeitung.  Radio als flexibler Tagesbegleiter profitiert von den verschiedenen Nutzungswegen, über die es zugänglich ist. Immerhin rund ein Fünftel der Befragten im Osten und Westen nutzt täglich mehr als einen Weg, um Radio zu hören. Es überwiegt jedoch gleichermaßen die Nutzung über ein stationäres Gerät bzw. mit einigem Abstand das Autoradio. Die Radionutzung über das Internet oder andere neue Technologien ist sowohl in West- als auch in Ostdeutschland nicht sehr ausgeprägt. Radio wird im Osten nicht nur häufiger, sondern auch deutlich länger gehört – nämlich 169 Minuten in den alten Bundesländern und 193 Minuten in den neuen. Da Ostdeutsche im Durchschnitt morgens früher aufstehen als Westdeutsche, beginnt auch die Radionutzung früher am Tag. Außerdem wird im Osten am späten Nachmittag noch einmal stärker Radio gehört. In Bezug auf die Images des Radios halten die Ostdeutschen dieses Medium für lockerer, sachlicher und informativer als Westdeutsche. In beiden Regionen hat Radio eine hohe emotionale Qualität und gilt als bestes Infomedium über Kultur und Musik. Gerade im Osten kommt dem Radio eine hohe Bedeutung als Sport-Informationsmedium zu. Im Westen und noch etwas stärker im Osten ist die Bindung der Menschen an das Radio sehr hoch. Reichweite und Nutzungsdauer der Tageszeitung liegen in West- und Ostdeutschland auf vergleichbarem Niveau. Am Nachmittag und abends wird die Tageszeitung im Osten häufiger gelesen als im Westen. Dagegen wird die Tageszeitung im Westen positiver beurteilt als im Osten.

MP 8/2016, S. 392-400



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