Heft 9

Claudia Hess/Matthias Kiefer

Akzeptanz von Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk 2017

Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur Mischfinanzierung

Die Einnahmen aus der Fernseh- und Radiowerbung stellen eine Säule der Mischfinanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dar. Eine Reduktion oder ein vollständiges Verbot von Fernseh- und/oder Radiowerbung in öffentlich-rechtlichen Sendern hätte entsprechende Auswirkungen auf die Finanzierungsgrundlagen und somit auf die Höhe des Rundfunkbeitrags. Zwei von drei Befragten erkannten in einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom Juni/Juli 2017 diesen Zusammenhang und akzeptieren den Status Quo für Radiowerbung und gut 70 Prozent für Fernsehwerbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die hohen Zustimmungswerte zum System der Mischfinanzierung ziehen sich dabei durch die Alters-, Bildungs- und Nutzungsgruppen und bleiben auch weitgehend stabil, wenn man die Befragten hinsichtlich ihrer Parteipräferenz nach CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen oder FDP unterscheidet. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage im Jahr 2015 nimmt die Akzeptanz von Fernseh- und Radiowerbung in der Bevölkerung auf hohem Niveau leicht zu.

Entsprechend ist nur knapp jeder Fünfte in der Bevölkerung bereit, für ein werbereduziertes Fernsehprogramm in ARD und ZDF einen höheren Rundfunkbeitrag zu zahlen. 2015 lag der Wert noch um gut 10 Prozent höher. Auch eine Reduktion von Radiowerbung bei gleichzeitiger Erhöhung des Rundfunkbeitrags findet in der Bevölkerung mit 21 Prozent unverändert keine Mehrheit. Sowohl bei der Fernsehwerbung als auch bei der Radiowerbung liegt die Bereitschaft, für ein völlig werbefreies Programm mit 23 Prozent (ö.-r. Fernsehen) bzw. 22 Prozent (ö.-r. Radio) einen höheren Rundfunkbeitrag zu zahlen nur wenig höher als bei einer bloßen Reduktion.

Über den Status Quo hinaus können sich sogar knapp 57 Prozent für die Fernsehwerbung bzw. 55 Prozent für die Radiowerbung eine zeitliche Ausdehnung der Werbezeiten in öffentlich-rechtlichen Programmen vorstellen, wenn dadurch der Rundfunkbeitrag gesenkt werden könnte. Wie aufgeschlossen sich die Bevölkerung gegenüber Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Zusammenhang mit einer Beitragsstabilität zeigt, erkennt man schließlich auch am hohen Zustimmungswert von 64 Prozent auf die hypothetische Frage, ob man es in Ordnung fände, mit Onlinewerbung im begrenztem Umfang in den Mediatheken von ARD und ZDF einen Anstieg des Rundfunkbeitrags zu verhindern.

MP 9/2017, S. 472-477



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