Heft 6

Claudia Gscheidle/Stefan Geese

Die Informationsqualität der Fernsehnachrichten aus Zuschauersicht

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung zur Bewertung der Fernsehnachrichten 2016

Für ein demokratisch verfasstes Staatswesen ist eine differenziert informierte Öffentlichkeit essenziell. Trotz aller Diskussionen um neue Akteure spielen die klassischen Massenmedien dabei immer noch eine entscheidende Rolle. In der Informationsvermittlung nimmt das Fernsehen unter den klassischen Massenmedien eine führende Position ein. Nachrichten sind das Genre, auf das die Zuschauer am wenigsten verzichten wollen. Entsprechend hoch ist die Nutzung. Unter den täglich fernsehenden Personen liegt die Nachrichten-Reichweite bei 75 Prozent. Für jüngere Zuschauer gehört die Informationsvermittlung von Nachrichten nicht zu den wichtigsten Nutzungsmotiven. Infolgedessen fällt ihre Nachrichtennutzung im Fernsehen zurückhaltender aus. 

Drei Viertel der Zeit, die für Nachrichten aufgewendet wird, entfällt auf Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Sendungen von ARD und ZDF haben somit einen deutlichen Vorsprung bei der Nachrichtennutzung, der seit mehr als 20 Jahren zu beobachten ist und sich demnach als außerordentlich stabil erweist. Die meistgesehene Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen war auch 2016 die „Tagesschau“ mit täglich 9,83 Mio Zuschauern, vor den ZDF „heute“-Nachrichten (3,89 Mio) und „RTL aktuell“ (3,08 Mio). Diesen Spitzenplatz hält die „Tagesschau“ auch bei jüngeren Zuschauern (14-49 Jahre).

Die große quantitative Akzeptanz spiegelt sich auch in der Bewertung der Nachrichtenangebote wider: Das Erste gilt den Zuschauern als das Programm mit den qualitativ besten Nachrichten, vor dem ZDF und RTL. Auch diese Befunde sind im Zeitverlauf stabil und über alle Bevölkerungsgruppen hinweg zu beobachten. Geschätzt wird vor allem die Zuverlässigkeit und Kompetenz der Berichterstattung. Rund 70 Prozent der jeweiligen Nutzer sind zudem der Meinung, dass „Tagesschau“ und „heute“ objektiv berichten und „die Dinge so wiedergeben, wie sie wirklich sind“. Als Stärke privater Nachrichtenangebote werden deren Präsentation und Gestaltung genannt, die als lockerer und weniger steif als bei den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen eingestuft werden.

MP 6/2017, S. 310-324



Zurück zur Übersicht