Editorial
Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Vertrauen der Bevölkerung vor allem in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und in klassische Tageszeitungen groß. Das belegt eine neue Studie der Universität Mainz und bestätigt damit frühere Untersuchungen, unter anderem des Bayerischen Rundfunks. Allerdings dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, dass es auch viele Menschen gibt, die dieser journalistischen Arbeit erheblich misstrauen. Die Autoren der Mainzer Studie sehen daher einen hohen Bedarf in der Demokratie- und Medienbildung (Seite 246).
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten leisten einen wichtigen Beitrag für das Funktionieren unserer Demokratie. Sie müssen alles daran setzen, diese Rolle auch weiterhin zu erfüllen. Und das kann nur mit einer Bestands- und Entwicklungsgarantie durch die Politik gelingen – ohne von der Politik etwas zu fordern, was sie unmöglich realisieren kann.
Die Förderung der Medienkompetenz ist angesichts der Bedeutung sozialer Netzwerke und einer zunehmenden digitalen Überforderung unerlässlich. ARD, ZDF und Deutschlandradio bieten seit Ende letzten Jahres unter dem Motto „So geht Medien“ auf einer interaktiven Internetplattform Material zur Medienkompetenz für Schüler und Lehrer an. Daneben haben alle Sender eigene Projekte zur Medienkompetenz. Der Hessische Rundfunk zum Beispiel engagiert sich durch Schülerprojekte wie dem Videowettbewerb „Meine Ausbildung“ oder das multimediale Projekt „#95neuethesen#“ zum Lutherjahr. Dabei lernen junge Menschen nicht nur, Medien kritisch zu konsumieren, sondern sie selbst zu gestalten. Hier gehen Medien- und Demokratiebildung nahtlos ineinander über.
Vermittlung von Realität – wie unterscheiden sich die vier großen öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender in Deutschland? Die Programmanalyse des Instituts für empirische Medienforschung IFEM belegt, dass das Nonfiction-Angebot der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme zwischen 17.00 und 1.00 Uhr ausschließlich aus klassisch-journalistischen Formen der Informationsvermittlung besteht. Bei der Hälfte des Angebots werden politische Themen angesprochen, während bei RTL und Sat.1 Alltagsthemen, vermittelt durch Factual Entertainment, im Vordergrund stehen. Die formalen und inhaltlichen Unterschiede der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender erweisen sich, so das Institut, auch im mehrjährigen Vergleich als stabil (Seite 273).
Manfred Krupp
MP 5/2017, S. 245
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