Editorial
Menschen, die vor allem journalistische Medienangebote nutzen, sorgen sich weniger um ihre Familien und haben weniger Angst vor Flüchtlingen. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie der Technischen Universität Ilmenau zur Flüchtlingsdebatte in den Medien (Seite 325). Negative Emotionen, die mit der Berichterstattung über Flüchtlinge verbunden sind, treten dagegen verstärkt bei denjenigen auf, die sich vor allem auf die sozialen Medien als Informationsquelle verlassen.
Dies ist eine schöne Bestätigung für journalistische Arbeit, wobei soziale Netzwerke nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen für eine lebendige Demokratie bergen. Gleichzeitig unterstreicht das Ergebnis den Anspruch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, nicht nur seinen Informationsauftrag, sondern auch einen Auftrag zur Integration und Wertevermittlung zu erfüllen. Dieser Anspruch durchzieht unsere gesamte journalistische Arbeit, kommt aber bei kontroversen Themen wie der Debatte um Geflüchtete besonders zum Tragen. Öffentlich-rechtliche Medien müssen sich mit der Migrationsbewegung auseinandersetzen wie mit dem demografischen Wandel, sie müssen für alle Menschen in diesem Land da sein, ob jung oder alt, fest verwurzelt oder neu zugezogen.
Gerade diese Werte lassen sich nicht nur über Information, sondern mindestens genauso gut über Unterhaltung, Sport oder einen Spielfilm vermitteln. Gleichwohl sind die Ergebnisse des repräsentativen ARD-Trends 2016 zur Informationsqualität der Fernsehnachrichten aus Zuschauersicht sehr erfreulich (Seite 310). Demnach schauen 85 Prozent der Befragten Nachrichten im Fernsehen „sehr gern“ oder „gern“. Die meistgesehene Nachrichtensendung ist, auch bei jüngeren Zuschauern, die „Tagesschau“ mit 9,83 Millionen Zuschauern, das am häufigsten eingeschaltete Nachrichtenmagazin ist das „heute journal“ mit 3,85 Millionen Zuschauern – beides mit steigender Tendenz.
Alle Bewertungsmuster sind sehr konstant. Das Erste gilt als das Programm mit den besten Nachrichten, vor dem ZDF und mit Abstand vor RTL. Ein genereller Vertrauensverlust gegenüber den Nachrichtensendungen im Fernsehen lässt sich damit nicht belegen.
Manfred Krupp
MP 6/2017, S. 309
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