Heft 7-8

Manfred Krupp

Editorial

Wer am demokratischen Geschehen teilhaben will, muss die Möglichkeit haben, sich zu informieren. Außerdem muss die öffentliche Meinung dem politischen System zurückgespiegelt werden. Wichtige Informationsträger sind die Medien, wobei sie nicht nur als Drehscheibe von Informationen dienen, sondern diese auch bewerten und einordnen. Hier nimmt der öffentlich-rechtliche Rundfunk aufgrund seines Auftrags eine besondere Rolle ein. 

Im Rahmen der Studienreihe „Medien und ihr Publikum“ haben sich ARD und ZDF in dem gemeinsamen Projekt „Medien als Träger politischer Information“ mit der Frage beschäftigt, wie unterschiedliche Bevölkerungsgruppen verschiedene Medienangebote bewerten. Je höher das Interesse an Politik, desto stärker die Nutzung der Angebote – dieses Studienergebnis verwundert nicht. Ebenfalls nicht überraschend ist, dass knapp 40 Prozent der Befragten ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit und die Medienrealität als nicht deckungsgleich empfinden. 

Auch wenn der Begriff „postfaktisch“ in aller Munde ist, stellt sich die Frage, ob es ein „faktisches“ Zeitalter überhaupt gab. Gefühle und subjektive Bewertungen haben schon immer eine entscheidende Rolle gespielt. Natürlich unterscheiden sie sich von Mensch zu Mensch, ob Journalist oder Fernsehzuschauer, und prägen die Wahrnehmung dessen, was in der „Wirklichkeit“ geschieht und in den Medien vermittelt wird. Verantwortungsvolle Berichterstatter sind sich dieses Umstands immer bewusst.

Dass die öffentlich-rechtlichen Medien als Informationsträger in einer Demokratie unersetzlich sind, haben wir häufig betont. Nun wird diese Überzeugung durch die Repräsentativerhebung „Massenkommunikation Trends 2017“ eindrucksvoll belegt. Am wichtigsten sind den Befragten zuverlässige und glaubwürdige Informationen, gefolgt von guter Unterhaltung und regionaler Berichterstattung. Das liefern wir als öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Laut Studie werden unseren Radio- und Fernsehprogrammen viel eher informationsrelevante Eigenschaften zugeschrieben als denjenigen der privaten Medien. Gleichzeitig sind unsere Angebote den Befragten eine bessere Hilfe im Alltag als die der privaten Sender. Ein entsprechend hohes Ansehen genießen wir bei jungem wie älterem Publikum.

Manfred Krupp

MP 8/2017, S. 357

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