Editorial
Es wird höchste Zeit: Der Medienmarkt entwickelt sich in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Nicht zuletzt müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen daran angepasst werden. Die Europäische Kommission hat zahlreiche Vorschläge für die Aktualisierung der Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste, kurz AVMD-Richtlinie, vorgelegt. Sie soll einen Rahmen für grenzüberschreitende Mediendienste schaffen, um den gemeinsamen Markt für die Herstellung und Verbreitung von Programmen zu stärken und faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Unter anderen sollen nun Regelungen zu Video-Sharingplattformen, dem Umgang mit Social-Media-Plattformen wie Facebook und Regeln für lineare und nicht-lineare Dienste aufgenommen werden.
Am Ende wird es zwar nicht auf revolutionäre, aber dennoch für die europäische Medienwelt wichtige Änderungen hinauslaufen. Festgehalten werden kann, dass die großen Marktteilnehmer wie Google und Amazon ihre Lobbyarbeit in Brüssel massiv verstärken. Während in Deutschland Zeitungsverleger und öffentlich-rechtlicher Rundfunk über Angebote im Netz diskutieren, werden die multinationalen Plattformbetreiber mit eigenen Nachrichtenangeboten auf dem Markt immer präsenter. Auf die Player mit dieser immensen Finanzkraft und ihre Einflüsse müssen sich Medien und Politik in Deutschland vorbereiten, schließlich geht es auch darum, wer die Menschen mit welchen Angeboten erreicht.
Wie wertvoll der öffentlich-rechtliche Rundfunk für das Gemeinwohl ist („public value“), zeigen die ARD-Themenwochen. Unter dem Titel „Woran glaubst Du?“ im Juni 2017 wurden im Reformationsjahr die vielfältigen, verschiedenen Glaubensrichtungen in Deutschland dargestellt. Für ein Thema, mit dem sich sonst nur Teile der Gesellschaft beschäftigten, wurde eine Gesamtöffentlichkeit hergestellt und knapp 45 Prozent der Fernsehnutzer erreicht, das sind 33,35 Millionen Zuschauer.
Wer sich im Angebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wiederfindet, nutzt es auch häufiger, wer es häufiger nutzt, so Studien zum Vertrauen der Menschen in die Medien, zweifelt weniger am politischen System und hat ein stärkeres politisches Wirksamkeitsempfinden. Das ist echter „public value“.
MP 11/2017, S. 537
Zurück zur Übersicht