Editorial
Was ist die wichtigste Mediengattung, die die Bürgerinnen und Bürger 2017 im Vorfeld der Wahlen genutzt haben, um sich zu informieren? Das vorliegende Themenheft widmet sich der Bundestagswahl 2017 und stellt Studien zur Berichterstattung im Fernsehen und Kommunikation in den sozialen Medien vor.
80 Prozent der Sondersendungen über Parteien, Kandidaten und weiteren wichtigen Themen für die Wahl wurden in den Hauptprogrammen von ARD und ZDF gezeigt. Das Fernsehduell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem SPD-Vorsitzenden Martin Schulz war mit 16,3 Millionen Zuschauern die erfolgreichste Fernsehsendung des Jahres 2017. Es wurde auf fünf Kanälen gleichzeitig ausgestrahlt und doch schalteten die allermeisten Das Erste ein. Bei der Qualität des Fernsehangebots zum Wahlkampf führen ARD und ZDF. Etwa zwei Drittel der Zuschauer bewerteten ihr Angebot mit „sehr gut“ oder „gut“, während die Sendungen der privaten Anbieter von weniger als einem Drittel der Rezipienten so gut benotet wurden. Auch mit dem Angebot der Öffentlich-Rechtlichen am Wahlabend waren die Zuschauer sehr zufrieden.
Dass die Programme von ARD und ZDF unverzichtbarer Bestandteil eines demokratischen Meinungsbildungsprozesses sind, belegen gleich mehrere Studien. In den sozialen Medien werden Wahlkämpfe pluraler, differenzierter und dynamischer, aber auch unübersichtlicher, so eine Studie der Universität Düsseldorf. Zudem ist die Onlinekommunikation besonders anfällig für die Verbreitung populistischer Botschaften im Wahlkampf. Da sich hier vor allem jüngere Wähler informieren, ist es für die öffentlich-rechtlichen Medien unerlässlich, diesem Publikum in der digitalen Welt seriöse Informationen zu bieten. Hier sind ARD und ZDF inzwischen gut aufgestellt. Insgesamt werden Medien nachweislich zur politischen Meinungsbildung genutzt. Und mehr als das: Medienkonsum vor allem qualitativ hochwertiger Nachrichtenangebote animiert Menschen, zur Wahl zu gehen oder sich darüber hinaus politisch zu engagieren, so der ARDForschungsdienst.
Insgesamt war auch 2017 das Fernsehen wieder die wichtigste Mediengattung, die die Bürger im Vorfeld der Wahlen zur Information genutzt haben. Bei jüngeren Wahlberechtigten stand erstmals das Internet auf dem ersten Platz.
Nicht von ungefähr hatte die ARD Anfang 2017 das „Jahr der Information“ ausgerufen. Die politische Kommunikation verändert sich ebenso wie die der Bürgerinnen und Bürger. Wir wissen um unsere Verantwortung gerade in Zeiten des strukturellen Wandels. Wir müssen Zugänge zu qualitativen, unabhängigen journalistischen Angeboten bieten – auf allen Wegen.
MP 12/2017, S. 593
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