Heft 11

Birgit van Eimeren/Erk Simon/Andreas Riedl

Medienvertrauen und Informationsverhalten von politischen Zweiflern und Entfremdeten

Analysen auf Basis der Studie „Medien als Träger politischer Information“ („Medien und ihr Publikum“) 2017 und der BR-Studie „Informationen fürs Leben“ 2016

Die Medien sehen sich seit dem Jahr 2015 – dem Jahr der Flüchtlingskrise – einer verstärkten Diskussion um das Vertrauen in die Berichterstattung und deren Glaubwürdigkeit ausgesetzt. Die Studien „Informationen fürs Leben“ des Bayerischen Rundfunks sowie „Medien als Träger politischer Informationen“ von ARD und ZDF beschäftigten sich deshalb mit dem Medienvertrauen sowie einigen Faktoren, die dieses beeinflusssen. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild der Einstellungen der Bevölkerung zu den Medien. Das Vertrauen der Bevölkerung, insbesondere in die Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Anbieter sowie der regionalen und überregionalen Printmedien, ist weiterhin hoch. Auch qualitative Unterschiede in der Berichterstattung verschiedener Anbieter werden wahrgenommen. 

Dennoch ist von einer quantitativ relevanten Bevölkerungsgruppe auszugehen, die der Berichterstattung in den klassischen Medien und deren Wahrhaftigkeit grundsätzlich misstraut. So sagen in der aktuellen Studie 38 Prozent, dass das in den Nachrichten der Medien vermittelte Bild weniger oder gar nicht mit dem eigenen Bild übereinstimmt. 55 Prozent sind der Meinung, dass in den Medien häufig absichtlich die Unwahrheit gesagt wird. Dabei zeigt sich, dass Medienvertrauen in einem deutlichen Zusammenhang mit der generellen Unzufriedenheit mit dem politischen System und der Wahrnehmung einer geringen politischen Wirksamkeit steht. Je stärker die Zweifel am politischen System sowie das Gefühl der eigenen Wirkungslosigkeit ausgeprägt sind, umso kritischer ist das Bild von der Berichterstattung in den klassischen Medien. 

Dagegen zweifeln Menschen mit einer hohen Nutzung der Informationen in öffentlich-rechtlichen Medien und einzelnen Printangeboten weniger am politischen System bzw. den politischen Akteuren und haben ein stärkeres politisches Wirksamkeitsempfinden. Korrespondierend mit der Nutzung gilt dies auch für das Vertrauen: Menschen, die starke politische Zweifel und ein geringes Wirksamkeitsempfinden haben, vertrauen den Printmedien und den öffentlich-rechtlichen Sendern weniger, stattdessen stärker den Informationen in sozialen Netzwerken.

MP 11/2017, S. 538-554



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