Tendenzen im Zuschauerverhalten
Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2016
Betrachtet man die Entwicklung der Fernsehnutzung in Deutschland 2016, sind neue, zeitsouveräne Nutzungsangebote, wie Mediatheken oder Streamingdienste, ein großes Thema. Nach wie vor ist aber das klassische lineare Fernsehen das am meisten und längsten genutzte Medium. 2016 blieb die Sehdauer für das lineare Fernsehen im Durchschnitt auf hohem Niveau stabil. Allerdings zeigen sich alterspezifische Charakteristika. Jüngere Zuschauer schauten etwas weniger fern, bei den älteren nahm die Sehdauer dagegen zu.
Das ZDF und Das Erste Programm der ARD waren 2016, gemessen am Marktanteil, weiter die meistgesehenen Sender Deutschlands. Die beiden großen privaten Programme RTL und Sat.1 folgten mit einem nun etwas größeren Abstand als 2015. Erstmals konnte sich VOX vor ProSieben auf Rang fünf platzieren.
Die Übertragungen der Spiele der Fußball-EM im Ersten und beim ZDF führten die Liste der meistgesehenen Sendungen 2016 an. Darüber hinaus nahmen Das Erste und das ZDF die ersten Rangplätze in den Genres Nachrichten, Fernseh- und Spielfilme sowie Magazine, Talkshows und Dokumentationen ein. Private Sender waren mit einer Reihe von Unterhaltungssendungen und mit einigen fiktionalen und informierenden Formaten am erfolgreichsten.
Neben dem linearen Fernsehen gewinnen zeitsouveräne Nutzungsangebote und Streamingdienste an Bedeutung, wenn auch noch in geringem Umfang. Die Fernsehnutzungsforschung reagiert auf diese Entwicklung. Für das Jahr 2017 plant die AGF Videoforschung die Zusammenführung der Fernseh- und Onlinereichweiten, um dann einen gemeinsamen Wert für Bewegtbildinhalte ausweisen zu können.
Insgesamt hat sich die Fragmentierung des Fernsehmarkts 2016 verlangsamt, auch wenn erneut einige neue Sender den digitalen Angebotsmarkt erweitert haben. Dagegen ist ein Prozess der Selbstfragmentierung innerhalb einzelner Sendergruppen zu beobachten, mit dem Ziel, durch neue Digitalsender den Gesamtmarktanteil der Sendergruppen zu stabilisieren oder auszubauen.
MP 3/2017, S. 130-144
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