Wirkungen (digitalen) Medienkonsums auf die Einstellung Jugendlicher
Im Vordergrund der Mediennutzung junger Zielgruppen stehen die Kommunikation mit anderen, das Suchen im Internet und die Rezeption von Medienangeboten, wie YouTube oder Video-on-Demand-Angebote. In Bezug auf die digitale Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen ergeben sich unterschiedliche Fragestellungen. Welche Risiken bestehen zum Beispiel bei einem exzessiven oder gar suchthaften Gebrauch? Wie sich in einer Studie zu diesem Thema zeigte, ist Gewissenhaftigkeit als ein stabiles Persönlichkeitsmerkmal eher ein Schutzfaktor, der einer exzessiven Nutzung vorbeugen kann. Das soziale Klima in den Schulklassen der Jugendlichen (z. B. hohe Aggressivität) hat eher negativen Einfluss und führt dazu, dass das Internet z. B. als Rückzugsraum genutzt wird. Die Wirkung des Konsums digitaler Medien hängt also immer auch von den Erwartungen und Motiven der Nutzung ab. Eine weitere Untersuchung ergab, dass die objektiven und subjektiven Normen von Jugendlichen in Bezug auf Alkohol- und Tabakkonsum zwar maßgeblich durch eigene Erfahrungen geprägt sind, sie werden jedoch durch die Rezeption bestimmter medialer Inhalte verstärkt. Digitale Medien wirken dabei als sogenannte „Super-Peers“.
Weniger die Nutzungshäufigkeit, als vielmehr die motivationalen Voreinstellungen (z. B. die Fokussierung auf Attraktivitätsmerkmale bei der Bewertung anderer in sozialen Netzwerken) ist relevant dafür, welches Bild Jugendliche von sich selbst entwickeln. Die Bedeutung medienexterner Faktoren, wie etwa Persönlichkeit oder soziales Umfeld, zeigt sich auch in Bezug auf die Nutzung und Wirkung „klassischer“, zum Beispiel politischer Informationen. Eine Untersuchung belegte in diesem Zusammenhang einen starken und nachhaltigen Einfluss des familiären Umfelds. Ein offenes Kommunikationsklima in der Familie förderte die Neugier der Jugendlichen und beeinflusst die spätere Informationsnutzung bzw. den Nachrichtenkonsum im Netz. Sind die Sozialisationsbedingungen dagegen eher ungünstig (z. B. geringe Nachrichtennutzung der Eltern, wenig Diskussion über politische Inhalte), erhöht sich die Chance, dass Jugendliche – unabhängig von der medialen Plattform – eher zu Nachrichtenvermeidern werden.
MP 9/2017, S. 478-481
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