Heft 10

Heinz Gerhard/Claudia Gscheidle

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 im Fernsehen

Rezeption und Bewertung der WM-Berichterstattung

Nachdem bei den vorangegangenen WM-Turnieren vor allem aufgrund des Erfolgs der deutschen Mannschaft die Zuschauerzahlen Rekordwerte erzielt hatten, konnten bei der WM in Russland – nicht zuletzt wegen des frühen Ausscheidens der deutschen Mannschaft – diesmal keine neuen Rekordreichweiten erzielt werden. Sowohl die gesamte Seherzahl, die durchschnittliche Sehbeteiligung und die Marktanteile als auch die Beteiligung beim Public Viewing lagen unter den Werten der vorigen Weltmeisterschaften, insbesondere der von 2014 in Brasilien.

Insgesamt sahen 58 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren mindestens ein Spiel der Fußball-WM 2018 im Ersten oder im ZDF im linearen Fernsehen. Das waren 76,6 Prozent aller erreichbaren Zuschauer. Das Erste erreichte mit seinen 28 Spielen insgesamt 48,97 Millionen Zuschauer (64,7 %), das ZDF mit seinen 28 Spielen insgesamt 52,72 Millionen Zuschauer (69,7 %). Ursache für diesen Unterschied ist die Tatsache, dass das ZDF zwei Spiele der deutschen Mannschaft (gegen Mexiko und Südkorea), die ARD nur eines (gegen Schweden) übertragen hat. Das Abendspiel (Anstoßzeit 20.00 Uhr) der deutschen Mannschaft gegen Schweden in der ARD erreichte mit 27,53 Millionen Zuschauern (76,3 % Marktanteil) die höchste Zuschauerzahl aller Spiele. Das meistgesehene Spiel ohne deutsche Beteiligung war bei der WM 2018 das Finale Frankreich gegen Kroatien mit 21,45 Millionen Zuschauern (76,0 % Marktanteil). Über Livestream kamen noch einmal 0,84 Millionen hinzu, sodass sich die Zuschauerzahl auf insgesamt 22,28 Millionen addiert.

Die Spielübertragungen bei der WM 2018 erreichten erneut bei allen Zuschauergruppen im Vergleich zu „normalen“ Sendetagen überdurchschnittliche Reichweiten und Marktanteile. Der Marktanteil lag bei den Zuschauern von 14 bis 49 Jahren mit 50,1 Prozent erneut über dem der ab 50-Jährigen mit 43,9 Prozent.

Die Fußball-WM besitzt nach wie vor einen hohen Stellenwert bei den Fernsehzuschauern. Das in einer Repräsentativbefragung ermittelte positive Gesamturteil resultiert aus der hohen Wertschätzung des WM-Publikums über die professionelle Machart der Sendungen, der umfassenden Informationsleistung rund um die WM, der guten Spielanalysen sowie der sachkundigen Kompetenz der Reporter. Im direkten Vergleich der öffentlich-rechtlichen mit den privaten Sendern möchte die große Mehrheit der Zuschauer große Sportevents wie die Fußball-WM auch zukünftig im Ersten und im ZDF sehen.
 

MP 10/2018, S. 476-485



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