Heft 3

Manfred Krupp

Editorial

Die meistgesehene Sendung des letzten Jahres war mit 16,30 Millionen Zuschauern das Fernsehduell der beiden Spitzenkandidaten im Vorfeld der Bundestagswahl. Nur Fußballübertragungen und ausgewählte Folgen der Krimireihe „Tatort“ erreichten ebenfalls mehr als zehn Millionen Zuschauer, so die Daten der Arbeitsgemeinschaft Videoforschung (AGF). Nach wie vor sind Sendungen mit einem mehrere Millionen Zuschauern umfassenden Publikum nur bei den großen Sendern anzutreffen.

Im Großen und Ganzen, so zeigen die Daten erneut, ist der Fernsehkonsum in Deutschland gleichermaßen durch fiktionale Unterhaltung und Informationssendungen geprägt. Milieuübergreifend zeigen vor allem die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eine Breitenwirkung und erreichen weiterhin ein disperses Publikum. Dies gilt, und das ist bemerkenswert, auch für gesellschaftliche Gruppen, die sich durch eher geringes Interesse an hochwertigen Medienangeboten auszeichnen und sich dort gemeinhin weniger gut repräsentiert sehen. 

Dieses Ergebnis einer Analyse der Universität Düsseldorf unterstreicht die Bedeutung der Öffentlich-rechtlichen: Indem es gelingt, die Vielfalt gesellschaftlicher Meinungen ganzheitlich abzubilden, leistet der öffentlich-rechtliche Rundfunk einen wesentlichen Beitrag zur politischen Teilhabe, ein zentrales Wesensmerkmal moderner Demokratien. 

Noch ein Wort zu den Ausspielkanälen. Während die Bevölkerung in Deutschland im Jahr 2017 insgesamt eine halbe Stunde länger fernsah als im Jahr 2000, schalteten die 14- bis 29-Jährigen seltener ein: Die Tagesreichweite pendelte sich nach Angaben der AGF von rund 60 Prozent zu Beginn der 2000er Jahre auf zuletzt 44 Prozent ein. Junge Leute schauen Bewegtbilder auf den unterschiedlichsten Plattformen, zum Beispiel auch in den Mediatheken der Fernsehsender. 

Damit der öffentlich-rechtliche Rundfunk seine Aufgaben erfüllen kann, muss er den Erwartungen der Mediennutzer, gleich welchen Alters, gerecht werden. Das heißt, er muss seine Angebote auch im Internet zugänglich machen. Gerade hier braucht es seriöse, verlässliche journalistische Quellen, um einen sachlichen, zielführenden und vor allem gesamtgesellschaftlichen Diskurs zu ermöglichen.

 

 

MP 3/2018, S. 101

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