Heft 4

Manfred Krupp

Editorial

Auch wenn wir es zuweilen hören oder lesen können, wird es darum nicht wahrer: Dass sich öffentlich-rechtliche und private Sender in ihren Programmen angeblich immer mehr annähern, wird durch die Medienforschung ganz klar widerlegt – wie auch die Programmanalyse 2017 des Instituts für empirische Medienforschung (IFEM) zeigt.

Das Erste und das ZDF hatten 2017 mit 37 bzw. 44 Prozent nicht nur wesentlich höhere Informationsanteile als die privaten Fernsehsender RTL (21 %), Sat.1 (16 %) und ProSieben (9 %). Das Informationsangebot der Öffentlich-rechtlichen unterschied sich auch in der gesellschaftlichen Relevanz, in der Vielzahl der Formate und der thematischen Bandbreite von dem der Privaten, so die Ergebnisse der Programmanalyse. 

Reportagen, Dokumentationen und Berichte sind fester Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Informationsangebots; der Anteil an der Gesamtsendezeit ist mit 5 bis 6 Prozent stabil. „Relevante Informationsleistungen“, so die Studie, finden sich bei den öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen vor allem verlässlich auf festen Sendeplätzen. Die Menschen wissen daher, wann sie sich wo informieren können. Darüber hinaus berichtete beispielsweise Das Erste im vergangenen Jahr in 23 „Brennpunkt“-Ausgaben über aktuelle Anlässe und die Zuschauer goutieren dies. Das gestiegene Interesse an Informationen in bewegten Zeiten ist auch bei den privaten Sendern nicht unbemerkt geblieben: Sie haben in diesem Programmsegment zugelegt, RTL zum Beispiel um 1,6 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent. 

Als Zuschauer ziehen wir unsere Informationen aber nicht nur aus Sendungen, die dieses Label tragen. Informationsvermittlung funktioniert auch über fiktionale und nonfiktionale Unterhaltung. Gerade im Bereich der Fiction-Unterhaltung boten Das Erste und das ZDF ihrem Publikum ein besonders breites und qualitativ hochwertiges Angebot aus Spielfilmen, Fernsehfilmen und -reihen sowie Serien. 

Eine besondere Form des Infotainments ist die politische Satire, wie aus dem aktuellen ARD-Forschungsdienst hervorgeht. Einerseits kann die parodistisch gefärbte Darstellung von Politik die Glaubwürdigkeit von Politikern in Frage stellen. Andererseits können der Unterhaltungswert und Themensetzungen solcher Sendungen das Interesse und die Wahrnehmung von Politik insgesamt günstig beeinflussen und das politische Vertrauen stärken.

MP 4/2018, S. 149

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