Heft 5

Manfred Krupp

Editorial

Wer glaubwürdig ist, verdient Vertrauen. Glaubwürdigkeit ist deshalb ein wesentlicher Faktor für die Akzeptanz der Medien in einer Demokratie. Die Menschen müssen sich auf die Inhalte verlassen können, die ihnen in Fernsehen, Radio, Zeitungen und im Netz vermittelt werden. Nur so können sie sich eine eigenständige Meinung zum Beispiel über politische und wirtschaftliche Zusammenhänge bilden. Eine von infratest dimap durchgeführte Umfragereihe in den Jahren 2015, 2016 und 2018 zeigt, dass die Glaubwürdigkeit der Medien deutlich angestiegen ist: Während vor drei Jahren 52 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung ab 18 Jahren die Informationen in den deutschen Medien insgesamt für glaubwürdig hielten, sind es im laufenden Jahr 65 Prozent.

Erfreulich ist, dass mehr als zwei Drittel der Befragten (83 %) den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar halten und die Mehrheit (64 %) ihm sehr großes oder großes Vertrauen entgegenbringt. Allerdings fällt der Grad der Zustimmung in den östlichen Bundesländern und bei jungen Menschen verhaltener aus. Vertrauen ist nicht selbstverständlich. Wir müssen uns fragen, ob wir alles richtig gemacht haben, ob wir beispielsweise Themen aus Ostdeutschland oder die Lebenswirklichkeit der Menschen im ländlichen Raum angemessen abbilden. 

Differenziert ist das Bild auch im Medienvergleich. Den öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosendern und den Tageszeitungen wird eine hohe Glaubwürdigkeit zugesprochen (77 %, 82 % und 71 %). Die privaten Radio- und Fernsehangebote (41 % und 27 %), die Boulevardpresse und die sozialen Medien (6 % und 5 %) werden dagegen sehr viel schlechter beurteilt. Die hohe Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Informationsqualität der deutschen Medien basiert auf einem vielfältigen Angebot. 

Aber die Zeitungslandschaft orientiert sich neu. Die Daten zur Konzentration der Tagespresse in Deutschland belegen, dass die Konzentration in den vergangenen zwei Jahren deutlich gewachsen ist. Die Erhebung zeigt außerdem, dass zunehmend Zentralredaktionen für mehrere Zeitungen Seiten produzieren und Lokalredaktionen verkleinert oder ganz aufgegeben werden. Oft sind in der Folge auch die dazugehörenden lokaljournalistischen Onlineseiten betroffen. Ich sehe diese Entwicklung mit Sorgen. Da lokale Themen nicht zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehören, bedeutet das für die Menschen außerhalb der Großstädte, dass journalistische Vielfalt verloren geht. Nicht nur die Nutzer, auch wir als öffentlich-rechtlicher Rundfunk haben Interesse an einer gesunden, vielfältigen Zeitungslandschaft.

MP 5/2018, S. 209

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