Heft 9

Manfred Krupp

Editorial

 Für Medienunternehmen wird die Distribution ihrer Inhalte immer wichtiger. App-Stores, Smart-TVs und sprachgesteuerte Systeme mit SkillFunktionen – es gibt immer mehr Wege der Verbreitung. Die Frage, die es dabei zu beantworten gilt, lautet, wo sollten welche Inhalte zu finden sein? Immer mehr Menschen nutzen Medien über das Internet, und zwar häufiger und länger. Das ist das deutlichste Ergebnis der ARD/ZDF-Onlinestudie 2018, über die Sie in dieser Ausgabe der Media Perspektiven viel lesen können. Was bedeutet das im Einzelnen und welche Schlussfolgerungen sind daraus zu ziehen?

Erstmals stieg der Anteil der zumindest gelegentlichen Internetnutzer auf über 90 Prozent, drei Viertel der Bevölkerung sind täglich online unterwegs. Damit wächst auch die Reichweite von Onlinevideos, und zwar bei fast allen Angebotstypen – ob bei YouTube, Mediatheken oder Video-Streamingdiensten. Ähnliches gilt für die Audionutzung: Mit zwei Dritteln der Personen ab 14 Jahren ist sie die höchste seit Beginn der Onlinestudienreihe Ende der 1990er Jahre. Dementsprechend wächst auch die Zahl der Menschen, die über die Ende 2017 gestartete ARD Audiothek Hörspiele, Features und aktuelle Beiträge hören. Auch das klassische Radio profitiert vom Internet: Immerhin ein knappes Drittel der Bevölkerung hört seine Radioprogramme auch über das Internet; in der jungen Bevölkerung liegt der Anteil der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Radioangebote noch höher.

Zwar behalten klassische Geräte und die lineare Mediennutzung von TV und Stream eine bedeutende Stellung. Doch die Nutzungsoptionen werden vielfältiger und erfreuen sich eines immer regeren Zuspruchs. Täglich eine dreiviertel Stunde länger nutzen die Menschen das Internet derzeit als noch im Jahr zuvor. Erstmals in der Onlinestudie berücksichtigt wurde auch die Verbreitung von Sprachassistenten: Ein Drittel der Bevölkerung hat bereits Erfahrungen mit der Steuerung über die eigene Stimme gemacht.

Die Internetnutzung wird zunehmend komplexer. Für die jeweiligen Ausspielwege braucht es den entsprechenden Inhalt, je nach Inhalt den richtigen Ausspielweg. Um mit den Rundfunkbeiträgen verantwortungsvoll und wirtschaftlich umzugehen, muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk, mehr als es bei anderen Unternehmen erforderlich ist, abwägen, wo er mit welchen Angeboten zu finden ist. Ziel ist es, möglichst alle Nutzerinnen und Nutzer mit unseren Angeboten zu erreichen. Wir müssen die Neuerungen des Marktes stets im Blick haben, uns ausprobieren, entscheidungsfreudig sein, um mit der Entwicklung Schritt zu halten.


MP 9/2018, S. 397

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