Heft 12

Manfred Krupp

Editorial

Durch die Entwicklung hin zu einer multimedialen und digitalen Gesellschaft sieht der Alltag der Jugendlichen heute grundlegend anders aus als bei vielen bisherigen Generationen. Dies wird besonders deutlich, wenn man sich in der aktuellen Studie „Jugend, Information, Medien (JIM) 2018“ die beiden Themen „Vertrauen der jungen Altersgruppe in Nachrichtenangebote“ und „Nutzung von Musik-Streamingdiensten“ anschaut. Bei 61 Prozent der 12- bis 19-Jährigen haben Musik-Streamingdienste wie Spotify das Radio überholt. Der Vorteil von Spotify: Die jungen Menschen gestalten ihr eigenes Musikprogramm und integrieren es großflächig in ihren Alltag. Nur noch in zwei Situationen bevorzugen junge Leute das Radio: beim Frühstück und im Auto.

Wie können musikorientierte Radiosender auf diese Entwicklung reagieren? Verstärkt mit eigenen Musikprogrammen auf den Plattformen der Musik-Streamingdienste präsent sein? Wieder mehr aufs Wort setzen, dabei eher Themenvielfalt oder Spartenprogramme wie Sport, Information oder Comedy anbieten? Hier wird in den Redaktionen intensiv diskutiert und ausprobiert. Und ich bin sicher, dass passende Antworten gefunden werden.

Erfreulich ist: Nicht über soziale Medien verbreitete Informationen, sondern Nachrichten von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“ der ARD sind für Jugendliche am vertrauenswürdigsten. Es folgen Angebote regionaler Print-Tageszeitungen und öffentlich- rechtlicher Radiosender.

Was für die junge Zielgruppe gilt, trifft nach dem Reuters Institute Digital Survey 2018 auf das gesamte Publikum zu: Der Bevölkerungsanteil, der sich ausschließlich aus sozialen Medien informiert, ist in allen Altersgruppen ausgesprochen klein. Und diejenigen, die zusätzlich aktiv über das Nachrichtengeschehen diskutieren, stammen eher von den Rändern des politischen Spektrums, stellen also nicht unbedingt die überwiegende Meinung der Gesamtbevölkerung dar. Die Mehrheit informiert sich nach wie vor über das lineare Fernsehen, nutzt aber zunehmend das Internet als Nachrichtenquelle. Die zentralen Anlaufstellen: die Onlineangebote der traditionellen Anbieter aus dem Rundfunk- und dem Printsektor.

 

MP 12/2018, S. 573

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