Heft 12

ARD-Forschungsdienst

Medienwirkungen auf den Prozess der öffentlichen Meinungsbildung

Durch die Digitalisierung der Medien hat man immer mehr Möglichkeiten, sich zu informieren. Hinzu kommt die Tatsache, dass Menschen nicht mehr nur Rezipienten, sondern gleichzeitig auch Produzenten von Inhalten (z.B. in sozialen Netzwerken) sein können. In einer solch vielfältigen Medienumgebung besteht jedoch auch die Tendenz, dass die selektive und individualisierte Nutzung zu stärker fragmentierten Publika führt. Vor diesem Hintergrund beschäftigten sich Forscher mit der Frage, welchen Einfluss die Medien angesichts neuer, digitaler Optionen auf die öffentliche Meinungsbildung haben und inwiefern eine Fragmentierung von Publika zu beobachten ist.

Einige Forscher gehen davon aus, dass in dieser „New Era of Minimal Effects“ Medieneinflüsse auf die Meinungsbildung zunehmend an Bedeutung verlieren. Gegenläufige Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Bedeutung der traditionellen Medien im digitalen Wandel trotz der immensen Ausweitung der Informationsangebote noch immer hoch ist.

Nach wie vor wird den Medien ein starker Einfluss darauf zugeschrieben, worüber öffentlich diskutiert wird (Agenda Setting), insbesondere bei spezifischen Themen, wie etwa der Finanzkrise. Aber auch im Zusammenhang mit der sogenannten Flüchtlingsdebatte zeigt sich, dass die traditionellen Massenmedien nach wie vor eine zentrale Rolle für die Information der Bürger spielen. Eine Studie aus Deutschland fand heraus, dass die Mehrzahl der Bevölkerung hierzu moderate Meinungen vertritt. Je weiter sich die Ansichten jedoch extremeren Positionen annähern, desto größer wird die Bedeutung sozialer Medien für die Informationsbeschaffung und damit auch die Gefahr der Entstehung abgeschlossener Meinungszirkel. Insgesamt, so zeigt eine internationale Studie, nutzt die Mehrheit der Bevölkerung sowohl Offline- als auch Online- Nachrichtenmedien, um sich zu informieren. Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass hier wie dort ein weites Spektrum an Angeboten genutzt wird und es nur geringe Hinweise auf eine zunehmende Zersplitterung des Nachrichtenpublikums gibt. Allerdings zeigen sich sogenannte Selective- Exposure-Effekte bei der Rezeption von medial vermittelten Informationen über ein spezifisches Thema: Die Konsumenten wenden sich eher Inhalten zu, die ihrer eigenen Meinung entsprechen, als sich mit konträren Informationen auseinanderzusetzen

 

MP 12/2018, S. 608-611



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