Profile deutscher Fernsehprogramme - Tendenzen der Angebotsentwicklung zur Gesamt- und Hauptsendezeit
Programmanalyse 2017 (Teil 1): Sparten, Formen, Inhalte
Die Analyse der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehhauptprogramme auf Basis der Gesamt- und Hauptsendezeit bestätigt die unterschiedlichen Programmstrukturen im linearen Fernsehen. Bezogen auf die Gesamtsendezeit zeigen sich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern höhere Informationsanteile (Das Erste: 37 %; ZDF: 43 %) als bei RTL (21 %), Sat.1 (16 %) und ProSieben (9 %). Auch zur Hauptsendezeit boten Das Erste und das ZDF deutlich mehr Information als die Privatsender.
Die Informationsleistungen der öffentlich-rechtlichen Hauptprogramme drücken sich vor allem auch in der Vielfalt der Reihen und Einzeltitel auf festen Sendeplätzen aus. Viele Reportagen und Dokumentationen erfordern umfassende Recherchen und entsprechende infrastrukturelle Voraussetzungen. Bei den – zahlenmäßig geringeren – Reportagen und Dokumentationen in den privaten Programmen fehlten vor allem Titel, die sich mit komplexeren und anspruchsvolleren Themen befassten. Der inhaltlich auffälligste Unterschied zwischen den öffentlich-rechtlichen und privaten Programmen lag im Umfang und in der Vielfalt von politiknahen Inhalten im Ersten und im ZDF einerseits und von Inhalten der Kategorie Recht/Kriminalität/Unfall bei RTL und Sat.1 andererseits.
Im Unterhaltungsbereich hat sich an den langfristig etablierten Strukturunterschieden wenig geändert. RTL (55 %), Sat.1 (62 %) und ProSieben (69 %) füllen weiterhin über die Hälfte bis zu zwei Dritteln der Gesamtsendezeit mit fiktionaler oder nonfiktionaler Unterhaltung. Im Ersten (47 %) und ZDF (42 %) lagen die Unterhaltungsanteile deutlich darunter. Zur Hauptsendezeit dominierten bei allen Sendern die Fictionangebote. Im Drei-Jahresvergleich von 2015 bis 2017 zeigt sich beim Ersten eine Tendenz, die nonfiktionalen Unterhaltungsangebote auszuweiten. Die großen Privatsender bestritten ihre nonfiktionale Unterhaltung zur Gesamtsendezeit hauptsächlich mit Scripted DokuSoaps, die sie zur Hauptsendezeit meist gegen Fictionsendungen austauschten. Weniger unterschieden sich die Hauptprogramme in den konventionellen Formen der nonfiktionalen Unterhaltung.
MP 4/2018, S. 176-198
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