Heft 3

Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Fernsehreichweiten im Jahr 2017

Trotz des anhaltenden Wettbewerbs mit anderen Medienangeboten, insbesondere im Onlinebereich, erweist sich die klassische Fernsehnutzung in Deutschland im langfristigen Vergleich als stabil. Im vergangenen Jahr hat jeder Bundesbürger täglich 221 Minuten mit Fernsehen verbracht. 

Ein wesentlicher Einflussfaktor auf die tägliche Fernsehzeit ist nach wie vor das Alter. Die Differenz zwischen den Generationen bei der klassischen Fernsehnutzung wächst dabei zusehends. Vieles deutet darauf hin, dass insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene insgesamt nicht seltener Bewegtbilder verfolgen als früher, sie nutzen aber verstärkt auch alternative Anbieter und Vertriebswege wie Internet- und Streamingplattformen.

Die Reihenfolge der populärsten Fernsehsender blieb 2017 unverändert: Das ZDF behielt seine marktführende Position vor dem Ersten Programm der ARD und RTL. Die Nachfrage hat sich dabei weiter diversifiziert. Während die großen Programme – mit Ausnahme des ZDF – Marktanteile verloren, verzeichneten kleinere Sender Zuwächse in der Zuschauergunst. 

Betrachtet man, welche Genres im Fernsehen genutzt werden, zeigt sich, dass der Fernsehkonsum gleichermaßen durch Informationssendungen und fiktionale Unterhaltung geprägt wird, die jeweils rund 30 Prozent der Fernsehnutzung abdecken.

Die meistgesehene Sendung des Jahres war das von fünf Sendern gleichzeitig übertragene TVDuell zur Bundestagswahl, das 16,30 Millionen Zuschauer erreichte. Die Ranglisten der meistgesehenen Sendungen der einzelnen Sender wurden auch 2017 von Fußball-Live-Übertragungen und Ausgaben des „Tatort“ angeführt. Trotz der Zuschauergewinne kleinerer Sender wird man Sendungen, die gesellschaftliche Debatten auslösen, die ein Publikum von mehreren Millionen Zuschauern erreichen oder zum Berichtsanlass für andere Medien werden, bei den Spartensendern nur im Ausnahmefall antreffen. In dieser Hinsicht sind es noch immer die etablierten Sender, die die entsprechenden Kriterien eines Massenmediums erfüllen.

MP 3/2018, S. 102-117



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