Editorial
Der Austritt Großbritanniens aus der EU ist für die Medien in vielerlei Hinsicht ein bedeutendes Thema. Unabhängig davon, ob es zu einem „harten“ Brexit kommt oder ob man sich auf eine Übergangsfrist einigt – die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen, die damit einhergehen, werden die europäische Medienwelt verändern. Das über Jahrzehnte gewachsene Geflecht wird auch in dem Bereich neu geordnet werden müssen.
In Großbritannien sind beispielsweise zahlreiche Medienunternehmen mit TV-Kanälen, On-Demandund Video-Sharing-Plattformen angesiedelt, die ihre Inhalte in Europa verbreiten. Wie ihr Zugang zum europäischen Binnenmarkt künftig aussehen wird, ist ungeklärt. Der Brexit bringt auch zahlreiche Fragen im Zusammenhang mit dem Urheberrecht, der Netzneutralität, dem Datenschutz und den Telekommunikationsregulierungen mit sich – für Medienunternehmen wichtige Themen.
Erst im vergangenen November wurde die novellierte Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste (AVMD) verabschiedet. Um ihre Dienste in der EU anbieten zu dürfen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Das bedeutet für britische Medienunternehmen oder solchen, die ihren europäischen Hauptsitz in Großbritannien haben, dass für sie, ähnlich wie in der Finanzbranche, Dependancen auf dem europäischen Festland sinnvoll sein können, um weiterhin Zugang zum EU-Binnenmarkt zu haben.
Daneben ist der Brexit für Journalisten natürlich in der Berichterstattung ein wichtiges Thema. Einmal im Jahr analysiert der „InfoMonitor“ Themenstrukturen und Themenpräsenz der sechs meist genutzten TV-Nachrichten und vergleicht „Tagesschau“, „Tagesthemen“, „heute“ und „heute-journal“ sowie die Hauptnachrichten von RTL und Sat.1. In der politischen Auslandsberichterstattung gehörte 2018 neben den USA und US-Präsident Donald Trump und dem Syrien-Krieg der Brexit zu den wichtigsten Themen. Dass die Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Programme in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Soziales deutlich profilierter sind als die der privaten Sender, überrascht nicht. Verlässliche, relevante Informationen und Orientierung in den gesellschaftlich wichtigen Themenbereichen zu bieten, gehört zu unserem Auftrag.
Ob Debatten wie der EU-Austritt Großbritanniens oder andere gesellschaftlich wichtige Nachrichtenthemen: Um bei den Nutzerinnen und Nutzern weiterhin glaubwürdig und relevant zu bleiben, ist es wichtig, die ganze Bandbreite des Themenspektrums abzubilden.
MP 2/2019, S. 33
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