Heft 7-8

Manfred Krupp

Editorial

Bei den Jungen sieht man am deutlichsten, wohin die Entwicklung in Sachen Mediennutzung gehen wird: Schon jetzt liegt die Tagesreichweite von Streamingdiensten wie Netflix und Amazon bei den 14- bis 29-Jährigen auf Augenhöhe mit Fernsehsendern. Ähnlich sieht es im Audiobereich aus, dort nimmt die Nutzung digitaler Angebote deutlich zu. Während die Gesamtbevölkerung zu 76 Prozent Fernsehen linear schaut, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen nur noch 33 Prozent. Mehr als zwei Drittel der unter 30-Jährigen nutzen schon jetzt jede Woche die Mediatheken von Fernsehsendern, ein Drittel hört Radio und Podcasts online. Die Unterschiede zwischen den Altersgruppen sind deutlich.

Diese Zahlen legt die aktuelle Studie „ARD/ZDFMassenkommunikation Trends“ vor, die inzwischen jedes Jahr erscheint, ergänzend zur gleichnamigen Langzeitstudie, die seit Jahrzehnten alle fünf Jahre herausgegeben wird. Aber fünf Jahre sind kein angemessener Zeitraum mehr, um die Veränderungen im Medienwandel abzubilden. Das Tempo ist aus Sicht eines Medienmachers der alten Schule atemberaubend, aus Sicht eines Intendanten einer öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalt herausfordernd.

Im Hessischen Rundfunk haben wir darauf reagiert und gerade eine strategische Neuausrichtung unseres Programmangebots beschlossen. Denn es ist klar: Um zukunftsfähig zu bleiben und alle Zielgruppen zu erreichen, müssen wir uns stärker auf die digitale Nutzung unserer Angebote ausrichten und gezielter für die ARD-Mediathek und -Audiothek produzieren. Die Ausgestaltung und Umsetzung dieses Veränderungsprozesses wird dauern, aber die Zeit drängt. Schon jetzt sind die Nutzungsgewohnheiten der jüngeren Menschen zunehmend auch bei älteren zu beobachten.

Dass die große Mehrheit der Bevölkerung Werbung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk akzeptiert, ist ein weiteres, ein sehr erfreuliches Ergebnis der aktuellen Studie. Denn das gesetzlich beschränkte Werbevolumen im Ersten, im ZDF und in ausgewählten Radioprogrammen trägt dazu bei, die Rundfunkbeiträge im Rahmen zu halten.

Dass die Beiträge wiederum eine Vielzahl an Angeboten zur Förderung der Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen ermöglichen, sollten wir vermutlich noch viel besser kommunizieren. Der ARD-weite Jugendmedientag im Herbst und die Online-Plattform „so geht MEDIEN“ gehören zu diesen Angeboten. Jüngere Menschen mit relevanten und qualitätsvollen Angeboten zu erreichen ist das eine, noch jüngere Menschen im reflektierten Medienumgang zu unterstützen das andere. Beides gehört unserem gesellschaftlichen Auftrag und zu den wichtigsten Aufgaben, denen wir gerne nachkommen.

 

MP 8/2019, S. 313

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