Heft 9

Manfred Krupp

Editorial

News Snacking, Binge Watching und Frames sind alles Dinge, die deutlich machen, Mediennutzung verändert sich. Die Anbieter müssen sich inhaltlich und technisch neuen Herausforderungen stellen.

Die mobile Onlinenutzung steht auch 2019 im Fokus. Da bereits 90 Prozent online sind, sind es inzwischen überwiegend die älteren Bevölkerungsgruppen, bei denen noch ein Anstieg der Onlinenutzung zu verzeichnen ist, zeigt die neueste Ausgabe der ARD/ZDF-Onlinestudie. Videoinhalte und Videostreaming werden immer wichtiger. Die Möglichkeit mehrere Folgen hintereinander zu schauen (Binge Watching), erfüllt ein wesentliches Bedürfnis. Trotz guter Anerkennung der Mediatheken und anderer Anbieter steht YouTube hier an der Spitze. Wie häufig die Plattform genutzt wird, ist je nach Alter derzeit noch sehr unterschiedlich. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen aber, dass es eine Frage der Zeit ist, bis auch die Älteren die digitalen Möglichkeiten entdecken und nutzen. Deshalb darf sich insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht darauf ausruhen und muss mit eigenen Angeboten auf die Nutzer zugehen. Letzteres ist deswegen so wichtig, weil sich vor allem durch die sozialen Medien die Haltung „News find me“ verbreitet. Nachrichten, die also den Weg nicht finden, haben aus Sicht der Nutzer nicht stattgefunden oder sind nicht relevant. Auch das sogenannte News Snacking kann den Informationsstand mindern. Deshalb ist es wichtig, mit den richtigen Inhalten, in der entsprechenden Aufbereitung auf den richtigen Plattformen zu sein. Für die Auseinandersetzung, also das Kommentieren und Teilen, ist vor allem der richtige Rahmen (Frame) entscheidend. Die Öffentlich-Rechtlichen sind aufgrund der finanziellen Mittel gefordert. Mehr Angebote bei gleichbleibender Finanzierung sind kaum möglich, also heißt es Umschichten. Die Menschen nutzen Medien zunehmend online und verändern dabei auch noch ihre Hör- und Sehgewohnheiten. Wer Interesse daran hat, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk der demokratischen Gesellschaft dienlich ist, der muss sich auch zwangsläufig dafür einsetzen, Bedingungen zu schaffen, die ihm inhaltlich wie finanziell diese Veränderung ermöglichen.

Noch schwieriger wird es nämlich dort, wo Medien es nicht mehr selbst in der Hand haben, was die Nutzer erreicht. Suchmaschinen sind ein erheblicher Faktor, ihre Trefferlisten entscheiden mitunter, was wahrgenommen wird. Zwar sind die journalistischen Quellen nach einer aktuellen Studie gut vertreten. Zu prüfen bleibt, wem die Verantwortung für die Vielfalt, besonders im Bereich der politischen Information, überlassen werden soll. Wir Medienschaffende werden weiter den steinigen Weg gehen, auch im Digitalen unsere Inhalte unter unseren Marken den Nutzern anzubieten.

 

MP 9/2019, S. 373

Zurück zur Übersicht