Heft 11

Manfred Krupp

Editorial

Informieren, unterhalten, bilden – das sind drei Antworten, die vielen sofort einfallen dürften, wenn sie nach den Aufgaben der öffentlich-rechtlichen Medien gefragt werden. Eine weitere wichtige Aufgabe sollte dabei aber nicht vergessen werden: die Integration. Der Rundfunkstaatsvertrag schreibt den Öffentlich-Rechtlichen ins Stammbuch, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern zu fördern. Damit ist neben der Meinungsbildung auch die Integration und Wertevermittlung Teil des Auftrags. Der Begriff bedeutet allerdings mehr, als Zugezogenen unsere Werte und Regeln zu vermitteln. Integration bedeutet, Menschen einzubeziehen, und das gilt für alle Bevölkerungsgruppen in Deutschland. Gerade in Zeiten, in denen sich die Risse in der Gesellschaft besonders deutlich zeigen, ist dieser Auftrag wichtiger denn je. Wo Algorithmen in sozialen Netzwerken vor allem die eigene Weltsicht bestätigen und Menschen auseinandertreiben, ist es entscheidend, sie zusammenzubringen, andere Lebensentwürfe zu zeigen und andere Meinungen darzustellen, damit sich die Nutzerinnen und Nutzer mit ihnen auseinandersetzen können. Gleichzeitig müssen sich Medien allgemein, besonders aber auch der durch die Gemeinschaft finanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk, immer wieder die Frage stellen, ob sie diese Aufgabe ausreichend erfüllen und zum Beispiel die Lebenswirklichkeit von Bewohnern ländlicher Gebiete oder von Migranten ausreichend abbilden.

Um die Aufgabe der gesellschaftlichen Integration zu erfüllen, braucht es ein umfassendes Programmangebot. Nur mit Nachrichten, Dokumentationen und Reportagen ist es schwer, Menschen zusammenzubringen. Sport und Unterhaltung sind wichtige Bausteine im Gesamtangebot und machen die Programme auch für Menschen interessant, die sie sonst nicht nutzen würden. Ein Beispiel, das dies eindrucksvoll belegt, sind die Quoten der „Tagesthemen“ in der Halbzeitpause eines Fusball- Länderspiels.

Fest im Alltag vieler Menschen verankert sind nach wie vor Audioangebote. Das zeigt eine aktuelle Erhebung, der zufolge Radioprogramme täglich mehr als vier Stunden von ihren Hörern genutzt werden. Während ältere Zielgruppen weiterhin klassisch Radio hören, setzen Jüngere stark auf Internetradios oder Musikstreaming. Für die etablierten Anbieter gilt es, auch hier gute Angebote zu machen und das Feld nicht neuen Unternehmen aus den USA oder Schweden zu überlassen. Denn um zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beizutragen, muss die gesamte Gesellschaft erreicht werden.

 

MP 11/2019, S. 481

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