Suche im Netz - einseitige oder vielfältige Informationsquelle?
Eine Inhaltsanalyse der politischen Informationsvielfalt von Suchmaschinen
Suchmaschinen im Internet machen Inhalte auffindbar, wodurch das Netz für die meisten Menschen erst sinnvoll nutzbar wird. Beispielsweise erhält der Nutzer durch die Eingabe von Suchbegriffen zu aktuellen politischen Themen Zugang zu unzähligen Quellen. Aus demokratietheoretischer Sicht erfüllen Suchmaschinen damit eine wichtige Funktion. Allerdings sind damit auch Risiken verbunden: Die Marktmacht von Unternehmen wie Google oder Facebook wird zunehmend als bedrohlich für die Meinungsvielfalt wahrgenommen. Mit Hilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse der Treffer von fünf Suchmaschinen zu zehn aktuellen politischen Themen wurde untersucht, wie vielfältig die Informationen sind, die Suchmaschinen ihren Nutzern liefern, ob die Vielfalt steigt, je mehr Treffer angeklickt werden, und ob es dabei eine Rolle spielt, aus welchen Quellen (u. a. journalistische Medien, Wikipedia, politische Parteien, Nichtregierungsorganisationen) die Inhalte stammen.
Im Ergebnis erwiesen sich Suchmaschinen zwar durchaus als guter Zugang zu politischen Informationen. Das Ranking der Treffer in der Trefferliste lässt jedoch keine Rückschlüsse auf die Informationsvielfalt zu, der erste Treffer ist keineswegs immer der beste. Besser ist es, stets mehrere Quellen heranzuziehen und dabei (auch) auf journalistische Medien zu setzen. Die Befunde zeigen, wie zentral journalistische Medien auch im digitalen Zeitalter für die Vielfaltssicherung sind: Fast zwei Drittel der hier untersuchten Suchmaschinentreffer zu aktuellen politischen Themen stammten aus journalistischen Medien.
Die Ergebnisse unterstreichen, dass Suchmaschinenbetreiber nicht nur Vermittler von Informationen sind, sondern auch eine besondere gesellschaftliche Verantwortung tragen. Welche Treffer die Trefferlisten enthalten und in welcher Reihenfolge diese angeordnet sind, entscheidet maßgeblich darüber mit, wie vielfältig die Nutzer informiert werden. Offenkundig ist Bedarf nach mehr Transparenz auf Seiten der Anbieter gegeben. Hier ist die Medienpolitik gefragt, entsprechende Regeln zu entwickeln und umzusetzen. Der aktuelle Entwurf für einen reformierten Medienstaatsvertrag berücksichtigt zentrale „Gatekeeper“ im Netz, zu denen auch Suchmaschinen unter dem neuen Sammelbegriff der Medienintermediäre zählen.
MP 9/2019, S. 421-429
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