Heft 7-8

Thomas Kupferschmitt/Thorsten Müller

ARD/ZDF-Massenkommunikation 2020: Mediennutzung im Intermediavergleich

Aktuelle Ergebnisse der repräsentativen Langzeitstudie

Die 12. Welle der ARD/ZDF-Massenkommunikation Langzeitstudie, durchgeführt im Frühjahr 2020, ermöglicht eine Fortschreibung der Entwicklung der Mediennutzung in Deutschland sowohl in der langfristigen Perspektive als auch im Vergleich zum Vorjahr. Die detaillierte Abfrage erlaubt einen genauen Blick auf den Wandel des Nutzerverhaltens.

Menschen ab 14 Jahren in Deutschland nutzen im Durchschnitt etwa sieben Stunden pro Tag Medien. Den größten Teil nimmt die Bewegtbildnutzung ein, die mit rund dreieinhalb Stunden pro Tag vor der Audionutzung mit knapp drei Stunden liegt. Lesen folgt mit etwas weniger als einer Stunde dahinter. Zwei Stunden der Mediennutzung finden inzwischen im Internet statt, das sind  immerhin 21 Minuten mehr als im Vorjahr. Somit wird das Internet immer stärker zum Träger medialer Inhalte.

Bislang galt, je älter die Menschen, desto mehr Zeit verbringen sie mit Medieninhalten. Dies trifft zwar noch auf die ab 70-Jährigen bzw. 50- bis 69-Jährigen zu, allerdings haben in diesem Jahr die unter 30-Jährigen die mittlere Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen bei der Nutzungsdauer überholt. Grund dafür ist die deutlich gewachsene Bewegtbildnutzung durch die Jüngeren, insbesondere im Internet.

Bei den Audiomedien zeigen sich insgesamt stabile Tagesreichweiten und Nutzungsdauern und nur wenige Veränderungen in den Nutzungsgewohnheiten bei Menschen ab 50 Jahren. Onlineangebote werden beliebter, vor allem das Musikhören über Streamingdienste wie Spotify. Die größten Zuwächse verzeichnen hier die 14- bis 29-Jährigen. In den mittleren Altersgruppen dominiert weiterhin das Radio.

Bei den Textmedien stellt sich die Lage uneinheitlich dar. Das Medium Buch profitiert wie wenige andere vom Corona-Lockdown. Bei den aktuellen Printmedien setzen sich hingegen die Rückgänge fort und können in der Summe auch nicht durch Textangebote im Internet aufgefangen werden.

Die Betrachtung der Mediennutzung im Tagesablauf belegt unter anderem die Auswirkungen des Corona-Lockdowns: Während etwa die Radionutzung auf dem Arbeitsweg vielfach wegfiel, ist die Nachfrage nach Bewegtbild vor allem in der Primetime deutlich gestiegen.

 

MP 8/2020, S. 390-409



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